Geht der Trend zum Zweitblog? Bei mir schon. Und hier wird nun gemäß meiner Intention das Gegengift zu den finsteren Gedanken von Hyde verabreicht. In der Hoffnung, nicht beliebig austauschbare Schmonzetten und keine harmlos verbrämten Schnulzromanzen servieren zu müssen, vertraue ich mich den liebevollen, freudigen, farbenfrohen Gedankengängen meines Tages-Ichs an und versuche, sie niederzuschreiben, um euch etwas erbauliche Lektüre zu bieten. Hüstel. Wollte ihr das wirklich? Auch wenn das von mir kommt? Leichtere Kost ohne Bauchschmerzen? Ich esse gerne scharf und koche auch so. Also: es ist angerichtet!
Pendecita saß in ihrem Stammlokal am Hafen. Sie war zwar erst eine Woche hier und schaute sich eigentlich erst mal alles an, aber hierher kam sie nun bereits zum dritten Mal. Sie wusste nicht genau, was sie herzog. Das Essen war absolut in Ordnung, der Kellner nett, aber nicht spektakulär... mehr
Judith erwachte mit dem unbestimmten Gefühl, dass irgendwas nicht stimmte. Als sie es schließlich schaffte, die Augen zu öffnen und sich aufrichten wollte, um aus dem Bett zu springen, war sie sehr überrascht. In ihrem Bett lag eine Pflanze. Eine schöne große. Sie bes... mehr
Es lag ganz viel Schnee, und ich war neun. Ich hatte endlich eine Freundin gefunden. Gemeinsam fuhren wir auf den Erdaushüben der neuen Häuser mit unseren Schlitten bergab, Dutzende von Malen. Mein Arosa-Holzschlitten war alt, aber immer der schnellste, denn ich hatte ihn fachgerecht nach ... mehr
Nach den Krankenhausaufenthalten in Indien und Erlangen hatte ich die beste Idee meines Lebens. Ich habe ein Google Doodle erstellt und alle meine Bekannten von Facebook eingeladen, mich zu besuchen. Ich würde wie die Maharani im Bett auf sie warten und während ihres Besuches mich räk... mehr
1982 habe ich meine Übersetzerprüfung abgelegt. Kaum hielt ich das Zeugnis in Händen, bekniete mich meine Mutter bereits, ich solle möglichst sofort anfangen, Bewerbungen zu schreiben. Schließlich würde es bestimmt sehr lange dauern, bis ich eine Stelle fände. Obw... mehr
Früher war es in Wales und auch in Schottland traditionell üblich, dass junge Männer für ihre Auserkorenen in den dunklen Winterstuben am Feuer saßen und sich schnitzenderweise die Augen verdarben. Das Produkt ihrer hingabevollen Tätigkeit waren wunderbar verzierte Hol... mehr
Im Traum schreibe ich einen Traum auf, in dem ich ganz viele Töpfe mit Träumen fülle. Einer hatte auch einen doppelten Boden, und unten drin war ein ganz konzentrierter wichtiger Traum. Im Folgenden träume ich ständig wieder dasselbe im Abstand von wenigen Minuten, aber bei ... mehr
Als ich erwache, schwelge ich gerade in Träumen, die außer mir kein anderer kennt. Ich wandere noch durch fremdartige Naturwelten, in denen das Echo der Wildnis und das Gefühl brüchiger Bindungen zur Fauna widerhallt und rätsele über die Unbegreiflichkeit von Tieren. S... mehr
Wie eine Spinne hat es die Hand umwickelt mit ganz vielen dünnen Fäden. Diese Fäden sind einzeln nicht so stark und unangenehm anzufassen, aber alle miteinander schnüren die Hand sehr fest ein und üben einen starken Druck aus. Es wird kräftig daran gezogen, besonders, w... mehr
Ernestine hatte gestern das neue Paket „Mangos“ aus Spanien von ihrem adoptierten Bio-Baum bekommen und nicht schlecht gestaunt ob des Inhalts, denn es befand sich diesmal nur eine einzige Frucht darin. Diese war allerdings auch schon ziemlich reif, und so stand Ernestine heute bereits a... mehr
Heute hatten wir wieder einen Sensitive-Dance-Zoom, in dem wir wie die Maus Frederick im Kinderbuch gute Erlebnisse aus dem Sommer eingefangen und sie im Geiste durchs „Tanz-mal-drüber-Nach“ konserviert haben für weniger sonnige Zeiten, draußen wie im Inneren. Quasi aufge... mehr
Die Mutter war verstorben und schickte aus dem Jenseits die Anweisung, unbedingt auf dem Lipod nachzuschauen. Aber was war das? Nachfragen half nicht, sie war nämlich kaum ein paar Sekunden da, und danach hatte er das Gefühl, sie sei wirklich für immer aus seinem Leben verschwunden. S... mehr
Nanueka hörte zum ersten Mal auf dem neuen alten CD-Player vom Flohmarkt eine Beatles-CD, und auf einmal, nicht nur aufgrund der verbesserten Tonqualität im Vergleich zu ihrer zerkratzten LP unter dem damals mit einer 10-Pfennig-Münze bewehrten Tonarm, erschloss sich ihr ein weiteres ... mehr
30 years after – standing on the inside looking out… 27. Juni 2009 Samstagmittag, meine langjährige Schulfreundin, mit der ich seit der 4. Klasse befreundet bin, holt mich und die Kinder ab. Es geht in unsere gemeinsame Heimatstadt, zum Klassentreffen. Die Kinder werden bei den Gro... mehr
Wenn Amelia niesen musste, konnte nichts sie davon abhalten. Nichts konnte sie unterbrechen, nichts sie ablenken. Was auch immer sie ausprobierte, um dem Niesen zu entgehen, es war fruchtlos. Sie konnte sich selbst am Gaumen kitzeln oder an drei Glatzköpfe denken. Mit der Zunge versuchen, die S... mehr
Am Abend besuchten wir ein Restaurant. Es lag auf der halben Höhe eines Hügels, war aus groben Steinblöcken gebaut und wies ein paar Brücklein über einen kleinen netten wurligen Bach auf. Wir saßen also auf einer Holzplattform über dem Wasser und hatten gleichzeit... mehr
Manchmal hatte Rigoletta diese Frau neben sich in der weißen, taillierten Bluse mit dem züchtigen, gestärkten Stehkragen beneidet. Ihr würden nie diese Dinge passieren, die ihr immer zustießen. Bei Rigoletta hingegen war ein sich abwärts bewegender Ausschnitt an der T... mehr
Serafina klingelte zweimal kurz und einmal lang an dem Hochhaus, in dem ihre Freundin wohnte. Wie in alten Zeiten. Das war früher immer das Zeichen gewesen, dass sie es war. Heute morgen war ihr ein bemalter Stein im Bücherregal ins Auge gestochen, und siedend heiß war ihr ganz pl&ou... mehr
Nach einem anstrengenden Tag habe ich mir eine Meditation von Veit Lindau namens Soul Healing gegönnt. Ich liege perfekt zentriert, denn im Sitzen kann ich sowas nicht, und wenn ich nicht genau gerade liege und alles passt, rebelliert mein innerer Monk, katapultiert mich ständig wieder her... mehr
Der erste Absatz einer Geschichte von Uwe Timm „Das Abendessen“ wurde uns im Schreibworkshop vorgelegt. Danach sollten wir unsere eigene Fortsetzung schreiben. Den Autorentext habe ich umgeschrieben, damit es keinen Ärger gibt: Das war sie, natürlich! Das Einchecken hatte nicht... mehr
Dieser Text findet sich nun auch noch einmal auf meiner Seite Schnipsel (5-Minuten-Schreibübungen) Frühling Frühling flattert hellblau schmetterlingig durch feenhafte rosa- und gelb getüpfelte Knospenheide, Zirruswölkchen schmelzen sachte am Himmel. Die laue Brise bände... mehr
7. Juni 1904 – Vor 120 Jahren erblickt Lidia Stauffer das Licht der Welt. In einem kleinen Kaff in Italien namens Ossolaro. Sie wird groß auf diesem Gutshof bei Eltern, die eigentlich aus der Schweiz stammen. Aus Eggiwil im Emmental im Kanton Bern, da wo alles sagenhaft grün ist und... mehr
Pedronella öffnete ihre linke Hand und betrachtete, was sie da die ganze Zeit umklammert gehalten hatte. Ein paar flache runde Steine in schwarz und weiß, einige vom Meer abgerundete Glasbruchstücke in nunmehr mattierten Farben, eine schwarze Miesmuschel mit einem Krakel auf der sch&... mehr
Eine ganz und gar todernste Unterhaltung auf WhatsApp zur Walpurgisnacht [00:39] Sie: Und, willst du schon schlafen? Oder soll ich dir ein paar Läuse über die Leber laufen lassen, oder sie dir lieber in den Pelz setzen? Soll ich heute vielleicht dein Nervenkostüm strapazieren? Im An... mehr
Wie sicherlich die wenigsten unter Euch wissen, hatte ich mal ein Verhältnis zur Türkei. Ein recht enges. Ich hatte so mit zwanzig begonnen, mich mit diesem Land bzw. seiner Kultur auseinanderzusetzen, was verursacht war durch einen grünäugigen, schwarzhaarigen, gleichaltrigen Sc... mehr
Deine Werte durchtränken hier das Regal und die Zimmerecke! Sie rieseln vom Plafond und ziehen durch die Ritze unter der Tür hindurch. Und meine zögern schüchtern an der Eingangstür und überlegen sich, ob sie die Schuhe ausziehen sollen oder mutig hereinspazieren dü... mehr
Zum Abendessen gab es heute mal was Fertiges mit Linsen. Nicht ein pampfiges, dunkelbraun-matschiges, mehliges Gemantsche aus der Dose, sondern eine vom Discounter bzw. seinen Zulieferern tatsächlich direkt liebevoll zusammengestellte Variante unterschiedlicher kulinarischer Kostbarkeiten, bei ... mehr
Wir trödeln im Auto im Hauptverkehr unfreiwillig hinter einem stinkenden Gefährt einher. Mir wird davon ganz schlecht. Wir beratschlagen, ob es besser wäre, das Fenster aufzumachen oder ob dann womöglich noch mehr von diesen grässlichen schwarzen Schwaden ins Auto gelangen. ... mehr
Diesen verbalästhetischen Flickenteppich habe ich mithilfe einer Reihe von Steilvorlagen in Form von Verschreibern meines neuen Handys, das bei Diktat überraschend überdrehten Ünsinn lüfert, und einigen seltsamen Gedankenkonstrukten, die mir diese Woche zuliefen, gepatchwork... mehr
Die 29 im April ist meine Zahl. Sie ist wie ein scharfer Cornichon, an dem man leckt, und die Zähne fangen an, ganz schwach - nicht unangenehm - weh zu tun, aber die Befriedigung, ihn unter den Zähnen zu zerknacken, bleibt verwehrt. Die 29 ist von der Perfektion genau so weit entfernt, wie... mehr
Es war schwer, so scheuverklappt wie man nach einem langen Tag mit der Kollegin zwangsweise wurde, noch irgendetwas zu machen, das tatsächlich einen guten Ausgleich zu den Qualen der Arbeitsstunden schaffen konnte. Heute hatte diese Schreckschraube sie begrüßt mit „Geh mir blo&... mehr
Heute habe ich das folgende Gedicht wiedergefunden, das ich vor langer langer Zeit geschrieben habe, am 23.11.2008. Da war ich ein begeistertes, wahnsinnig aktives Mitglied von Tauschticket und habe täglich Bücher und Briefe verschickt und bekommen. Das ist heute gar nicht mehr der Fall, t... mehr
Elena stand in der Küche und ärgerte sich gerade über ihre durch diesen Virus seit Wochen bewirkte unerklärliche Fehlriechigkeit. Das Spülmittel, das normalerweise Orangenblütenduft verströmte, so dass sie es am liebsten in Softeisform lutschen wollte, erinnerte he... mehr
Ich bin dein Herz, dein Hauptwort. Ich bin dein Hauptverantwortlicher für dein Leben und du bist mein Wohnort. Du bist mein Aue für meinen Lebensfluss. Ich bin ein geflochtener Fluss, ich mäandere durch unzählige Wiesen in zahllosen und namenlosen Wasserarmen. Ich durchfließ... mehr
Der Mann wurschtelt um mich herum in einer Tour. Ich liege hilflos gestrandet im Bett und fühle mich waisenkindig. So als störe ich die Linien seines Treibens wie ein Stein im Uferwasser, an dem das Wasser sich zwangsläufig brechen muss. Es muss dauernd aussen vorbei. Neben dem Bett r... mehr
Jedes Jahr, spät im Advent, geht die große Hektik an. Ach wie schön wär‘s, wenn ich fänd', was man schnell noch schenken kann! Für die Freunde jedenfalls fehl'n noch viele Sachen. Für die Familie ebenfalls wollt' ich selbst was machen! Doch ich w... mehr
Es wird bald Winter, und der Garten ist völlig verwuchert. Alles ist dieses Jahr fantastisch gewachsen, sollte aber eigentlich nicht ganz so wild und unbändig sein. Emilia-Rosas ehemaliger Gärtner hat nämlich letztes Jahr schon gekündigt. Er hat Depressionen. Er ist übe... mehr
Es ist kurz vor acht Uhr. Nicht gerade meine Zeit, ich darf sonst meist länger schlafen. So wach, wie ich mich gerade fühle, kann ich aber nicht nochmal einschlafen. Heute ist der letzte Tag der Gratismeditationen, die ich abonniert habe. Ich öffne die heutige Sequenz, die fünfze... mehr
Hand in Hand liege ich mit meinem liebsten Begleiter auf dem Bett in der Finca. Das Moskitonetz berührt mich sachte am Arm. Ein Bettlaken haben wir uns sicherheitshalber bis hoch zum Bauch gezogen, falls wir einschlafen sollten. Zwar ist es auch im Hausinneren in diesem seltsamen Regenmonat noc... mehr
Als Drea aufwachte, fühlte sie sich seltsam unwohl. Irgendwas war komisch. Sie streckte ihre Beine ein wenig und zog die Arme mit verschränkten Fingern über dem Kopf hoch, weit über die Ohren bis hinters Kopfkissen. Das gewohnte wunderbare Gefühl, das sie sonst erschaudern l... mehr
***Der folgende Text kam häppchenweise nachts als Fortsetzungstraum zu mir. Ich wachte zu absolut unzivilen Zeiten auf und hatte den Text im Kopf und musste ihn nur noch auf meine App diktieren. Das passierte am 10. und 11.10.22, 27. und 28.10., 18.12., 10. und 18.1.2023. Dann war die Geschicht... mehr
Reben ranken prachtvoll über die Hänge, und in die grünen Gänge tritt mit entschlossenem Schritt der Winzer, um zu verwahren, was seine Hände gebaren. Die Weisheit ins Fass gebannt - Schöpfungskraft von Menschenhand. Reinheit und Lust, rote Freude kreiert, zum festlic... mehr
Das heutige Thema hat mein Freund und Helfer ausgewählt. Über was soll ich denn morgen schreiben? Und das war ihm dazu eingefallen. Wahrscheinlich möchte er bestimmte Dinge von mir erfahren, die nur für seine eigenen Ohren bzw. Augen gedacht sind, aber ich wäre ja doch nicht... mehr
Angekommen in Berguenau, einem kleinen Ort im Elsass, von dessen Existenz ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Wir sind hier, weil mein Partner geschäftlich etwas zu erledigen hat. Unser Hotel versprüht den Charme eines in die Jahre gekommenen Motels. Das Rollo muss man herunterlas... mehr
Unzufrieden saß Else in ihrem Rollstuhl. Ihre Tochter hatte ihr einen Ausflug verordnet. Sie wollte aber doch das Haus gar nicht verlassen. Was sollte sie denn da draußen? Das ganze letzte Jahr war sie drinnen geblieben, jeder Tag genau wie der Vortag. Zum Glück. Keine Unwägbar... mehr