Die Nacht ist lang. Schon für ganz normale Leute. Noch mehr für Querköpfe mit Irrwitz im Hirn wie mich, die einem merkwürdigen Schlafverhalten huldigen und im Schlaf noch in lautes Lachen ausbrechen oder im Traum irgendwelche naturwissenschaftlichen Gesetze aufstellen, die plausibel, aber irgendwo doch recht absurd erscheinen.
Und wenn ich sowas aufschreibe und dann später mal nachlese, bin ich selber überrascht, was mein nächtliches Alter Ego, mein Hyde, sich da so alles ausgedacht hat. Vielleicht zu schade, wenn es keiner liest außer mir. Auf diese Seite kommen daher jetzt diese Kurzgeschichten und vielleicht auch Träume. Meine Letteratour. Ein Ausflug durch meine Gehirnwindungen. Ich hoffe, es macht Euch Spaß mitzuwandern!
Thekla Elfriede hatte sich vorgenommen, nur noch ganz selten in den Spiegel zu sehen. Jedes Mal, wenn sie davorstand, hatte sie nämlich das Gefühl, nicht nur sich selbst darin zu entdecken, sondern es mit einer Verspiegelung von Zeitfugen zu tun zu haben. Der fleckige alte Spiegel war drei... mehr
Im Dunkel der Nacht sind wir auf dem Heimweg nach München. Im Auto läuft eine Pumuckl-Cassette, die Kinder auf dem Rücksitz haben hörbar Spaß mit ihrem Lieblingsklabauter. Alle haben wir beste Laune nach dem Besuch bei den Großeltern. Ich fahre seit längerer Zeit... mehr
Hannes hatte von Kindesbeinen an, und er war immer noch nicht besonders viel länger als seine Beine, ständig irgendwelche Redensarten um die Ohren gehauen bekommen, so dass er nicht mehr wirklich so ganz frisch im Kopf war, bevor er überhaupt groß wurde. „Reden ist Silber,... mehr
Hinter den sieben Bergen, ach, Ihr wisst schon wo, standen in einem ansonsten verschlafenen und eher unschuldigen Schlosspark sechs grässliche, unbekleidete, dafür aber mit jeder Menge Blingbling übersäte Gartenzwerge, die sich in seltsamen Posen miteinander verlustierten, wä... mehr
Jetzt war es wirklich genug, beschloss der Laminat-Clan. Die Herrin hatte eine neue Zugehfrau eingestellt, und die hatte ihn schmählich missachtet. Sie hatte die beiden kleinen Läufer herausgenommen und vor dem Fenster ausgeschüttelt, sie hatte auch den Teppich vor der Tür genomm... mehr
Felicitas, das Glück (in Person) hatten ihre Eltern sie genannt, als sie - auch noch als Sonntagskind - das Licht der Welt erblickte. Sie genoss es, immer zu gewinnen, wenn sie an einer Verlosung teilnahm, jeden Job bekommen zu haben, für den sie sich je beworben hatte, und auch in der M&a... mehr
Sie erwachte aus tiefem Schlaf und hob beide Arme in einer willkommenden Geste in die Luft, als wolle sie die ganze Welt umarmen. Die beleuchtete Digitaluhr zeigte 3:58 Uhr. Alles war so wunderbar! Heute war der erste Tag, an dem keiner der Bauarbeiter mehr nachkommen musste, um das letzte Fitzelche... mehr
In einer neuen Situation hatte Celia immer das Gefühl, sich nicht so ganz sicher und wohl zu fühlen, so als säße sie rittlings auf einer Mauer an einem Aussichtspunkt: das linke Bein über dem festen Marmorboden baumelnd - das rechte über dem Abgrund. Dabei habe sie Pum... mehr
An ein kleines, leichtes Frühstückchen schloss sich nach einer knappen halben Stunde unmittelbar ein ebenso unbedeutendes Mittagessen an. Ein Rest Fischsuppe von gestern, ein Steak mit Pommes Frites, auf die Schnelle gezaubert, das geht immer. Ein Glas Sirup dazu. Ach was, besser noch eine... mehr
Fredie hatte so eine Art Zwangsstörung, sie nannte sie Übergriffigkeitsstörung. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie - wie so viele andere - gerne ungefragten Rat gab oder sich in Dinge einmischte, die das Gegenüber sehr wohl selber verstand oder lösen konnte, sondern sie... mehr
Vor etwa fünfzig Jahren landete ich mit meinen Eltern auf der kleinen Insel Menorca. Das war unser erstes Mal auf den Balearen. Alles war neu und außergewöhnlich für uns. Zuvor waren wir nur in Österreich und in Bibione Pineda an der Adria gewesen. Wir genossen fantastische... mehr
Arenya ließ sich mit einem lauten Aufstöhnen auf das Sofa plumpsen. So viele Stufen waren nicht leicht zu bewältigen. Aber sie hatte Lust gehabt auf ein paar kandierte Früchte, die mussten heute noch sein, zur Feier des Tages, und so war sie noch ganz schnell zum Laden nebenan h... mehr
Oben über den Dächern zogen Raben ihre Kreise. Es war also vielleicht doch noch ein bisschen Winter. Obwohl der Himmel, der auf die Bergkette gegenüber zu stürzen schien, schon fast schwarzblau wirkte. Obwohl sich da drüben irgendwas zusammenbraute. Aber trotzdem stoben die ... mehr
Wie ich da so liege und dein vertrautes Profil vor dem Fenster anschaue, das an die Decke hochsieht, zerfällt mir dein Gesicht in tausend und abertausend kleine Scherben, Fragmente, schwarze und weiße, sich schlängelnde Linien, wie in einer Radierung gezeichnete Haare. Die Linien bew... mehr
Miranda war allen als mitteljunge Dame mit außergewöhnlich viel Energie aufgefallen. An guten Tagen sprang sie im Hechtsprung von der Sonne, so schien es. Sie tauchte ein in das Dunstfeld ihres Alltags und leuchtete in allen Sonnenstrahlenfarben. Ihren Mitmenschen hellte sie mit ihrer Beg... mehr
Alfons war ein sehr chaoslebender Mensch, insbesondere seit die Pandemie alle zum Fußgängertum und ansonsten zum Zuhausebleiben verknackt hatte. Da nun ohnehin keiner mehr zu Besuch kam, türmten sich seine geheimen Schätze, die er stetig auf der Suche nach neuer Inspiration durc... mehr
Her Majesty is a pretty nice girl but she doesn’t have a lot to say Als sie erwachte, zogen noch graue Spinnwebfäden der Nacht durch das ganze Zimmer. Ein paar Ritzen des Rollos ließen ein bisschen faden Morgenschimmer in das Zimmer sickern, und wenn sie auf die Ritzen starrte und... mehr
Was ist jetzt wesentlich, und was nicht? Was soll ich weglassen? Und wo soll ich anfangen? Bei ihm? Bei ihr? Bei wundersamen Fügungen? Ach, am besten bei Alfredo. Der gutaussehende Alfredo jedenfalls war derjenige, der ihr zugesagt hatte, ihr Haus zu streichen. Dies tat er, weil er ihr einen Ha... mehr
Mirella Libella hatte sich sehr sehr mühsam nach oben gekämpft. Sie hatte ein schwaches Herz, und „Sport ist Mord“ war einer ihrer tausend Sprüche, mit denen sie davon ablenken wollte, dass sie im Grunde ihres Wesens mehr als nur ein bisschen faul war. Hier in diesem zaube... mehr
Nögge wandte sich um. Ihm war, als hätte er etwas gehört. Ein Knirschen, ein Knuspern, ein Knurpsen. Er hätte es nicht genau bezeichnen können. Auf jeden Fall war da irgendetwas. Er fühlte sich nicht so ganz wohl damit, denn eigentlich konnte er gar nichts erkennen. Vie... mehr
***Meinem Sohn SURAF gewidmet mit Dank für die musikalische Inspiration durch seinen Song DREAMING.*** Die Wellen sind rau und wild. Blau hat sich in schwarz gewandelt. Alles riecht nach Salz. Mein Körper ist gischtübersprüht. Es geht auf und ab, endlos und gnadenlos auf und ab... mehr
Erleeebe die Legende, Tina Tuuuuuurner…, kreischt ein Werbeclip aus meinem Handy. Entsetzt stelle ich den Ton ab und scrolle weiter. So ein Geschrei kann ich gar nicht brauchen am frühen Morgen, im schummrigen Halbdunkel! Auch wenn das eine großartige starke Frau war, die sich quas... mehr
Enzo hatte sich richtig Mühe gegeben, sich in Schale geworfen. Tatsächlich hatte er ein paar Stunden vor dem Spiegel investiert, alle seine guten Sachen durchprobiert, bis er schließlich überzeugt war, das Richtige gefunden zu haben. Nein, es war nicht zu nerdig und nicht zu &uu... mehr
Keine Rechenschaft mehr schuldig! Niemandem! Aus! Vorbei! Endlich frei! Ich werde nur noch tun, was ich selber will, keiner darf mehr über mich bestimmen! Ich bin ich! Ich habe es richtig gemacht. Ich habe es endlich hinter mich gebracht! Ich hab es getan! Ihr schwarzer Mantel wehte ihren schwa... mehr
L stand auf, nahm seinen schwarzen Spazierstock, wischte mit der linken schwarzen Socke den Staub von seinem linken Lackschuh und schlüpfte mühsam hinein, wischte mit der rechten schwarzen Socke den Staub vom rechten Lackschuh und schlüpfte noch mühsamer hinein, ließ kurz e... mehr
Eigentlich kann ich nicht genau sagen, wann das angefangen hat. Als meine Oma noch auf mich aufpassen musste, war ich wohl ein ziemlich wildes Kind. Ich liebte es, die Treppe in den Keller hinunterzuspringen, wobei ich oben lossprang, mich auf dem Weg mit einer Hand am Geländer festhielt, um di... mehr
Wütend verließ Lora das Haus. Die vier Stufen vor dem Eingang nahm sie in einem einzigen großen Satz, bemühte sich dabei aber, möglichst leise aufzukommen. Das Gartentor aus Metall hätte sie am liebsten ordentlich hinter sich zuknallen lassen, aber dann hätte er ... mehr
Gibt es E-Mail-Adressen mit zwei „ats“ drin? Diese Frage einer Kollegin hatten wir durch Googeln geklärt, wiewohl es uns ja bereits vorher klar gewesen war. Ich sage: „Das ist ungefähr so konsequent wie einzelne Gänsefüßchen. Das eine gibt es nur paarweise... mehr
Ränieh, der sanftmütige Stier, lebte friedlich in einem Garten epischer Breite und knapp bemessener Tiefe. Die Höhe pflegte er selbst mit Vergnügen und hielt sie im Allgemeinen akribisch auf genau 5,5 cm, ließ aber an anderen Tagen gern Fünfe gerade sein, weswegen es a... mehr