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Weiter fliegen
15.09.2023 16:45

Eigentlich kann ich nicht genau sagen, wann das angefangen hat.

Als meine Oma noch auf mich aufpassen musste, war ich wohl ein ziemlich wildes Kind. Ich liebte es, die Treppe in den Keller hinunterzuspringen, wobei ich oben lossprang, mich auf dem Weg mit einer Hand am Geländer festhielt, um die Kurve drehte und unten sicher landete. Jedenfalls meistens. Ich machte das jeden Tag mehrfach, nur so zum Spaß. Alle paar Wochen verstauchte ich mir dabei grausam den Fuß und es gab Ärger und Essigsaure-Tonerde-Wickel. Das kannte man schon von mir.

Außerdem kletterte ich gerne im Torbogen zum Schlafzimmer zwischen den Ziegelsteinen hoch und klemmte mich oben mit den Beinen fest. Ich hatte ein Buch in meinen Pulli geknotet, und wenn mein Po links fest an der Mauer steckte und die Füße rechts sicheren Halt hatten, vertiefte ich mich stundenlang in meine Indianerlektüre. Ab und zu krachte ich runter. Scheuerstellen hatte ich davon immer. Ab und zu wurden meine Beine voll Rasierwasser geschüttet zum Desinfizieren.

Wenn ich aus dem Pool auf der Terrasse auftauchte, zog ich mich direkt am anderen Ende aus dem Wasser, weshalb ich immer blutige Ellbogen hatte. Das war egal. Ich sprang per Hecht hinein, tauchte unter Wasser mit dem Bauch am Boden entlang und am anderen Ende wieder auf. Wieder kam der Ellbogen zum Einsatz. Vermutlich musste mein Vater ständig Wasser nachfüllen, weil ich so viel rausschwappen ließ. Und der Rasierwasserverschleiß war enorm. Meine Oma behalf sich gegen meine Wildheit wohl mit einem Nerventonikum auf Alkoholbasis, das schläfrig machte, und das sie nicht nur sich selbst, sondern vor allem mir in ihrem berühmten Gelbe-Rüben-Salat mit Nüssen täglich untermischte. Gab es vor jedem Mittagessen. Wahrscheinlich hatte sie dann endlich Ruhe.

In dieser Zeit bekam ich jedoch stetig schreckliche Bauchkrämpfe. Meine Oma, die tagsüber auf mich aufpasste, reagierte schon kaum mehr drauf. Es war einfach normal. Ich lag auf dem Bauch im Bett, der Bauch fing an zu krampfen. Erst war das Gefühl ganz angenehm, fühlte sich so an, als würde sich etwas zusammenbrauen und sich wieder auflösen. Dann wurde es heftig, grausam schmerzhaft und ich konnte mich nicht mehr bewegen.

Einmal rief meine Oma mich zum Essen, aber ich hatte gerade so eine Schmerzattacke gekriegt. Da lag ich also hilflos bäuchlings auf dem Bett, es ging mir elend. Ich war schweißnass und zitterte, konnte mir nicht helfen. Ich lag da bis zum Abend, denn ich konnte auch nicht um Hilfe rufen, ich konnte gar nichts mehr. Als meine Eltern kamen, erzählte ihnen Oma, dass ich heute böse gewesen sei, ich sei nicht mal zum Essen gekommen. Tatsächlich hatte sie als Erziehungsmaßnahme nicht mal nach mir geschaut, und erst als meine Mutter schimpfend in mein Zimmer kam, wurde ich entdeckt.

Sie fuhren mich zum Krankenhaus. Mein Vater trug mich ein Stück auf der Schulter hin, weil man da nicht parken konnte. Dieses Drücken auf den Bauch bewirkte wohl, dass sich irgendwas entknotete. Als die Ärzte mich untersuchten, war es vorbei, ich hatte gar nichts mehr.

Nun, zu Hause ging das los mit mir, aber dann wurde langsam ein Drehbuch draus.

Sehr selten machten wir einen Ausflug. So fuhren wir nach Fürth, um Verwandte zu besuchen. Unterwegs vertraten wir uns die Beine. Da war ein Bohnenfeld. Meine Mutter ließ mich dort herumlaufen und von den Bohnen schnabulieren. Dass die giftig sind, wusste sie nicht. Schließlich aßen wir öfter beim Baden Zuckererbsen mit Schote. Es war ein kurzer und wenig schöner Ausflug, so scheußlich wie es mir ging.

In diesen frühen Jahren fuhren wir dann jährlich zweimal an die Adria. Wir verbrachten jeweils wundervolle drei Tage, manchmal sogar ein bisschen mehr - ich vor allem an der riesigen Schaukelanlage und hinter den Umkleidekabinen in den Dünen. Jedenfalls an der Prallsonne, um wie alle schön knackig braun zu werden, wie das damals so Usus war. Wer richtig schön rundum braun war, wirkte gesund, dynamisch und glücklich.

Meine Eltern schafften das auch jedesmal – mein Vater flanierte dann nachts mit meiner Mutter durch den Ort mit seiner Kapitänsmütze und einem blauen Breitcord-Oberteil mit feschem Kordelbesatz über der weißen Shorts, während meine Mutter ihre Angeberperücke trug, mit der sie mindestens wie Jackie Onassis aussah. Das war damals so die Zeit, wo man das machte. Sie waren auch nicht schlimmer als andere, nur genauso. Mit dem Vorteil: sie sahen von Haus aus besser aus.

Aber viel Zeit für ihre „Auftritte“ hatten sie nicht, denn: klein Manu kotzte mal wieder. Kotzte und sch… sich die Seele aus dem Leib. Am vierten Tag überlegte man dann, den Urlaub abzubrechen, was man dann am fünften Tag endlich tun musste, da klein Manu trotz Kohletabletten, die sie in „Gänsewein“ aus dem Wasserhahn zerfallen einnehmen musste, einfach nicht wieder gesund werden wollte.

So verliefen viele Urlaube. Da zu Hause die Sonne nicht so schlimm brannte und das Wasser aus dem Wasserhahn auch im Gegensatz zu dem in Italien – was halt nicht bekannt war –nicht mit allen möglichen bedenklichen Bakterien verseucht war, kriegte man mich damals mittels schwarzem Tee auch wieder in der Griff.

Einmal wollten meine Großeltern mich nach Italien mitnehmen. Ich wurde zu ihnen gebracht zum Übernachten, und am nächsten Tag sollte es dann losgehen. Als sie in aller Herrgottsfrühe zum Wecken kamen, war ich ein verquollenes Häufchen Elend. Mein Unterkiefer stand weit hervor, ich war vor Fieber ganz elend, meine Wangen waren verquollen und ich konnte kaum mehr schnaufen. Der Schmerz im Gesicht und in den Ohren war furchtbar. Das war der Mumps. Die Ferien verbrachte ich dann im Bett.

Als ich endlich wieder gesund war, besuchten wir meinen Opa in Frankfurt. An dem Tag bekam ich so Bauchweh, dass ich nur im Bett liegen musste und litt.  Es gab dort ein Meerschweinchen. Das spendete mir ein bisschen Trost. Wir hatten länger dortbleiben wollen, aber so fuhren wir wieder zurück nach Hause.

Später urlaubten wir leider nur noch im Bayerischen Wald, da war das Wasser in Ordnung und die Sonne durch die Bäume weggeschirmt. Allerdings schaffte ich es damals, mich durch das Wandern auf einen Berg namens Lusen so zu verkühlen, da ich stark geschwitzt hatte und dort der Wind pfiff, dass ich in der Herberge dann loosermäßig auf der Toilette ohnmächtig wurde und von Muttern mit dem Gesicht auf der Klobürste gefunden wurde, woraufhin sie es dann erbaulich fand, mich wochenlang daran zu erinnern wie ich „Klobü“ gemacht hatte. Der Urlaub war gelaufen, denn die Grippe ging so schnell nicht weg.

Übrigens waren wir nicht krankenversichert, weswegen meine Eltern quasi nie einen Arzt ins Spiel brachten. Mein Vater hatte ja selber Medizin studiert. Aber vieles war ihm auch nicht so ganz klar. Er lernte durch mich wahrscheinlich viel dazu.

Mit siebzehn verbrachte ich meine Sommerferien mal wieder im Bett, weil ich nach dem Freibad mit nassen Haaren und natürlich ohne Helm auf einem Motorrad nach Hause gebracht worden war. Ich nahm so ab, dass meine Beine wie Streichhölzer aussahen.

Ein Jahr später fuhr ich mit meinem Freund in den ersten Urlaub ohne Eltern. Ich schwamm im Meer und holte mir einen schrecklichen Sonnenbrand und am selben Tag obendrein noch einen Quallenbiss. Am Abend bekam ich sehr hohes Fieber. In der Hoffnung, das schnell beheben zu können, schmierte ich mich dick mit einer Cortisoncreme ein, die ich dabei hatte. Dann verließ ich meinen Körper. Ich sah mich da unten liegen und meinen Freund daneben, dann flog ich zwischen den Sternen in einen rabenschwarzen Himmel, immer weiter fort in völligem Einverständnis mit meinem Aufbruch. Ich brauchte da unten nichts mehr. Es war alles vorbei, ich hatte kein Problem damit. Ich war nur überrascht. Ich reiste und reiste. Es war alles schwarz. Es war kalt. Das war mir egal. Es gab keinen Tunnel, es gab kein helles Licht. Es gab keine allumfassende Liebe. Es gab nur Weltall, und alles war egal. Es gab nichts mehr zu tun. Vielleicht einfach weiter fliegen.

Man holte mich zurück. Plötzlich war ich wieder da. Verschwitzt, klatschnass. Unzufrieden. Wieso? Was wollte ich da? Heute frage ich mich: was sollte ich da? Muss ja Gründe gegeben haben, noch da zu sein. Ich wurde wieder gesund gemacht. Ich hatte sogar noch einen ganz netten Resturlaub.

In Schottland war ich elf Wochen unterwegs. In dieser Zeit hatte ich mir etwas an der Blase geholt. Ich verbrachte mehr Zeit auf Toiletten als irgendwo sonst. Ich überlegte sogar, einen Pub-Führer der anderen Art zu schreiben. Wie sahen die Klos dort aus, wie weit waren sie vom Eingang entfernt, gab es dort üblicherweise Papier oder doch nur wieder eine leere Rolle, die sehr wenig gute Dienste leistete, und musste man Spießrutenlaufen, um das „Loo“ aufzusuchen oder kam man ungeschoren hinein? Wäre ja vielleicht ein Bestseller geworden. Ich ließ es dann aber doch.

In Deutschland ging ich dann doch tatsächlich zu einem Arzt, der mich, die noch kaum je bei einem Arzt gewesen war, direkt mit der Frage schockierte, ob ich schwanger sei. Die Aufregung und Angst, die diese Frage in mir auslöste, waren dann wohl zu groß, nach Gabe eines Röntgenkontrastmittels klappte ich ohnmächtig zusammen. War aber nicht schwanger, und den Blasenkatarrh konnte man auch gut beheben. Ich bekam ihn dann allerdings mindestens 15 Jahre lang ständig wieder.

Ein paar Jahre später flog ich zu meinen Eltern nach Korsika. Sie hatten von einem Patienten, der Juwelier und damit vermutlich sehr gut situiert war, das Angebot bekommen, dort sein Feriendomizil zu bewohnen. Unentgeltlich. Seine bescheidene Hütte, sagte er. Meine Mutter flog hin mit Abendkleid im Koffer und freute sich auf ein edles Ambiente. Das Ferienhaus jedoch erwies sich genau als das, was ihnen angekündigt worden war: Eine Hütte mit zwei kleinen Zimmern und einer Miniküche. Alles aus Holz, ich glaube sogar auf Stelzen oder jedenfalls erhöht in einem Obstgarten. Draußen ein Plumpsklo und eine provisorische Dusche – ein Eimer mit Löchern an einem Gartenschlauch. Wenn der tagsüber in der Sonne lag, war abends das Wasser schön warm.

Die Tickets waren vorher bereits gekauft worden, meines für ein paar Tage später, da ich zuvor nicht konnte. So hatte ich wenigstens Gelegenheit, etwas vernünftigere Klamotten einzupacken, dank des empörten Anrufs meiner Mutter.

Das Meer dort war wunderschön. Ich schwamm oben ohne und zack hatte ich eine Feuerqualle auf meiner Brust kleben. Höllenqual! Fieber. Fernab der Zivilisation in der einsamen Hütte, Hitze, Mücken. Aber den Trick mit dem Cortison ließ ich weg. Das war hilfreich. Nach ein paar Tagen hatten wir dann noch einen ganz netten Resturlaub.

In einem anderen Urlaub flog ich mit meinem Freund nach Skyros. Die wenig vom Tourismus gebeutelte Insel war irgendwie nicht grad mein Geschmack, es gab sehr wenig Schönes zu sehen, der Urlaub wurde obendrein durch die miese Laune und Eifersucht des Freundes vermiest. Auf dem Rückweg aß ich auf der Fähre einen Hähnchenschenkel. Der bescherte mir zu allem Überfluss ein paar Wochen mit Salmonellen. Wir kamen echt urlaubsreif zurück.

Auf einer anderen Reise mit ihm betrank er sich an unserem „Kennenlerntag“, nachdem er mir mal wieder haltlose Vorwürfe gemacht hatte, am Meer so arg, dass er die Schuhe auszog und mit Kleidung ins Wasser ging, die Schuhe in der Hand haltend. Ein eigentlich recht absurder Anblick. Da er aber abgesehen von der Inkompatibilität mit Alkohol auch mit Wasser ein Problem hatte, wie sich rasch zeigte, konnte ich ihn auch nicht einfach gewähren lassen. Als ich ihn davon abhalten wollte, sich zu ertränken, wehrte er sich äußerst heftig. Schließlich gelang es mir aber. Noch ein denkwürdiger Reiseausklang.

Im nächsten Jahr verbrachten wir einen Monat in Schweden bei einem Freund von ihm. Am Ende des Urlaubs war die krankhafte Eifersucht meines Freundes unerträglich geworden. Ich setzte mich dem verbal entgegen, woraufhin er ein großes Messer aus der Schublade zog und mich mit diesem herumfuchtelnd um den Tisch herum verfolgte. Ich rannte aus dem Haus und kam nicht mehr zurück. Ich hatte zufällig mein Portemonnaie in der Hosentasche und kam irgendwie über Kopenhagen zurück nach Deutschland.

Mit seinem Nachfolger flog ich mit dem Rucksack in Urlaub nach Rhodos. Wir genossen herrliche Tage am Strand und mit dem Leihmotorrad an herrlichen Plätzen. Auch die griechische Keramik gefiel uns über die Maßen, wir gingen immer wieder in den Ort und schauten uns die künstlerisch farbig gestalteten Teller an und suchten aus, was wir am Ende des Urlaubs, wenn dann noch Geld vorhanden wäre (damals hatten wir nicht gerade viel) für unsere Familie und Freunde kaufen würden.

Irgendwann beschlossen wir, die Inseln Patmos, Leros und Kalymnos zu besuchen. Mit der Fähre fuhren wir ein paar Tage herum und hatten wunderbare Erlebnisse. Geschlafen haben wir zum Beispiel auf dem nackten Boden vor einer Schule und auch in einem privaten Zimmer, das karger und kläglicher nicht hätte sein können. Aber wir lernten auch die Großzügigkeit eines alten Mannes kennen, der meinem frierenden Freund sein letztes Hemd gab und mit uns das wohlgehütete und fast oben an der Decke gut versteckte letzte Stück Ziegenkäse teilte. Janni, wir haben dich in guter Erinnerung behalten! Und ihm später drei Hemden von Deutschland geschickt.

Als wir zurückkamen nach Rhodos und durch den Ort gingen, durchfuhr uns das blanke Entsetzen. In unserer Abwesenheit hatte dort die Erde gebebt. Alles war kaputt. Die Hauptstrasse lag voller Keramikscherben von den wunderschönen Tellern. Wir hatten so Glück gehabt! Wir waren in Sicherheit gewesen und gar nichts geahnt.

Nach der Heirat wollten wir die iranischen Cousinen meines Mannes in London besuchen. Am Tag der Abreise aß ich nach der Arbeit noch eine Pizza in einer bekannten Pizzakette. Ich war da noch nie gewesen. Es waren Hackfleisch und Zwiebeln auf meiner Pizza. Der Kellner zwinkerte mir sehr verschwörerisch und irgendwie seltsam zu und meinte: na, das schmeckt, gell! Naja, irgendwie nicht so richtig, aber ich sagte nichts.

Auf dem Heimweg bekam ich verheerenden Durchfall. Auf dem Flug hatte ich verheerenden Durchfall. Die erste Woche in London verbrachte ich mit eben diesem bei den Verwandten, im Beatlesmuseum, bei Madame Tussauds, auf den Spaziergängen. Ich besuchte jedes Lokal auf dem Weg, nur um die Toilette im Detail zu studieren. Das hätte einen weiteren Bestseller geben können.

Schließlich bekam ich dann noch bei einer Cousine wohlmeinend ein Brot, das unter das im Ofen fetttriefende Kebab gelegt worden war, als besonderen Leckerbissen zugeschoben. Das gab mir den Rest. Ich wurde ins St. Mary’s Krankenhaus eingeliefert. Zwei Wochen wurde ich künstlich ernährt. Die Ursache meines Durchfalls wurde nie herausgefunden. Ich war bereit, diese Welt zu verlassen. Da man aber nicht wusste, was los war, gab man mir auch keine Medikamente und so wollte mein Bauch, der sich im übrigen von der Überbeanspruchung der Muskeln eher anfühlte wie eine Holzplanke, sich einfach nicht beruhigen.

Schließlich wurde es geringfügig besser, und man gab mir irgendein püriertes Zeug zu essen. Danach sollte ich zum ersten Mal aufstehen und über den Gang auf eine Toilette gehen. Auf dem Gang sah ich Menschen, die so ausgemergelt, hoffnungslos und heruntergekommen aussahen, dass ich voller Grauen feststellte, dass sie, und damit womöglich auch ich, die ja ebenfalls hier war, wohl alle zum Tode verurteilt waren. (Das Klo konnte man auch nicht empfehlen, das sah aus, als hätte es schon ewig niemand mehr sauber gemacht.)

Als dann eine Schwester in mein Zimmer kam, fragte ich, was denn das für eine Abteilung sei, was haben die denn alle hier? Die Schwester sagte, ohne mit der Wimper zu zucken, die haben alle Aids. Voller Entsetzen wollte ich wissen, ob ich das auch habe? Sie sagte, nein, ich nicht, aber die Ausländer brächte man alle auf diese Station, wo anders sei kein Platz für sie.

Ich kann euch sagen, nach zwei Tagen habe ich dieses Krankenhaus verlassen. Gesund. Meine Selbstheilungskräfte sind kaum zu überbieten, wenn es wirklich drauf ankommt!

Bei unserem ersten Urlaub im Iran bei der Familie meines Mannes schlossen wir eine dreiwöchige Reise durch das Land an. Wir besuchten z.B. Ardabil am Kaspischen Meer, wo es ein wunderschönes Minarett gab, für das der Ort berühmt war. Am nächsten Tag waren wir schon ein Stück weiter am Kaspischen Meer und machten Bekanntschaft mit einer Wasserschlange und einer Landschlange. Und an dem Tag tobte in Ardabil ein Erdbeben. Direkt hinter unserem Rücken. Wir waren wieder ungeschoren davongekommen!

Bei einer Reise nach Bulgarien fiel während des Fliegens in der kleinen fensterlosen Maschine plötzlich der ohrenbetäubende Lärm der Turbine auf der linken Seite gänzlich aus. Ich drehte durch. Mein Mann zwang mich mit körperlicher Gewalt auf meinen Sitz. Die Turbine sprang bis zur Landung nicht mehr an. Aber wir landeten. Die anderen Passagiere hatten so etwas offenbar schon öfter erlebt. Die waren alle ruhig geblieben.

1995 wollten wir einen alten Jugendtraum meines Mannes wahr machen. Wir flogen nach Venezuela. Caraca-raca-raca brüllte der Mann am Busbahnhof in einer Tour, während wir dort stundenlang warteten. Wir fuhren schließlich mit dem Bus und unseren Rucksäcken ans Meer. Tropisch war es dort. Das Meer, wie man in Bayern sagt, „bacherlwarm“ (Körperflüssigkeitentemperatur).

Wir lagen unter Palmen. Eine halbe Stunde lang. Da pfiff es durch die Luft, und haarschaft neben uns landete eine grüne Bombe, jedenfalls sah es so aus. Es war eine Kokosnuss in ihrer ganzen Fruchtschale. Die sind dann riesig groß. Wir wussten erst gar nicht, was das ist. Jedenfalls zeigte es uns, dass das Klischee vom Urlaub unter Palmen nichts für Feiglinge ist!

Trotz Lichtschutzfaktor 30, der für die damalige Zeit unglaublich hoch war, hatte ich innerhalb dieser halben Stunde bereits blutrote Unterschenkel, die aussahen, als hätte man die Haut abgezogen. Das wurde mir bewusst, als ich aufsprang, um den Dunstkreis der Palmen fluchtartig zu verlassen. Am Abend fing das Fieber an. Die Haut warf Blasen. 3 Tage war ich krank.

Schließlich konnten wir weiterfahren. Wir hatten ein nettes Ehepaar kennengelernt. Im Bus fragte ich, ob sie irgendwas zu trinken hätten. Wir hatten natürlich, so wenig vorausschauend wie immer, absolut nichts Ess- und Trinkbares dabei, nur unser feuchtes Piratentuch in einer Plastiktüte für den Nacken, um einen Sonnenstich zu vermeiden. Der Mann gab mir eine Flasche Milch zu trinken. Nach einigen gierigen Schlucken merkte ich, dass die Milch bereits gekippt war. Dann sagte er mir auch noch, er habe allerdings seit ein paar Tagen echt schlimmen Durchfall. Ich wischte die Flasche ab, aus der er selber auch getrunken hatte, aber das hätte ich vielleicht vorher machen sollen.

Bald stiegen wir aus, und unsere Wege trennten sich. Auf der Straße verkaufte jemand Zuckerrohrsaft, den er mittels einer riesigen rostigen Presse mit allerhand Zahnrädern und Hebeln direkt auf einem rostigen alten Lieferwagen auspresste. Ich hatte noch nie Zuckerrohr probiert und trank ein Glas gegen meinen Durst. Danach gingen wir eine Pizza essen, auf dieser war dann Zwiebel. Ich versuchte, die runterzupulen, hatte ich doch schon mal einschlägige Erfahrungen mit abgestandener alter Zwiebel gemacht, und es war in Venezuela verdammt heiß. Ich schaffte es nicht, alles komplett herunterzupfriemeln und aß wohl auch was davon.

Was auch immer nun der Grund war, jedenfalls verbrachte ich den Rest des Urlaubs mal wieder mit gräßlichen Bauchgeschichten. Wir schafften es noch bis an den höchsten Wasserfall der Welt, den ich jedoch nie zu sehen bekam, denn ich lag hilflos im Bett einer Absteige, die genausogut ein Puff hätte sein können – für ein anständigeres Hotel hatten wir kein Geld.  Gegen meinen Durchfall besorgte mein Mann mir Bananen, die sich dann als Kochbananen herausstellten, die steinhart und kaum zu essen waren und unerfreulich schmeckten. Die Füße musste ich in einen Behälter stellen, in dem er Eis aus der Eismaschine gestapelt hatte. Dann wurde ich ohnmächtig und erwachte erst, nachdem mir im Zimmer dieser Baracke eine Infusion angelegt worden war. Ich siechte dort ein paar Tage vor mich hin, bis meine Konstitution es schließlich erlaubte, in den nächstgrößeren Ort umzuziehen. Frischgepresster Guayabano-Saft regenerierte mich soweit, dass ich wieder halbwegs kontinent war.

Na klar, wir schmissen unseren Urlaub nicht hin, wir hatten ja insgesamt vier Wochen! Hart verdient. Teuer bezahlt. Muss man ausnutzen! Somit brachen wir trotz meines jämmerlichen Zustandes auf zu den Indigena im Orinocodelta. Ein paar Tage verbrachten wir unter ihnen. Denen ging es noch viel schlechter als mir. Dort wütete nämlich die Cholera. Nein, die ist durchaus nicht ausgestorben! Sie hatten ihre Toten vor ihren Unterständen, die eine Art von Hütten sein sollten, auf einem kleinen Steg im Wasser ausgelegt, wo die Tiere sie verzehren sollten.

An Land war es schwierig, Stellen zu finden, wo ich meinen Darm entleeren konnte, ohne von einer Schlange in den Hintern gebissen zu werden. Im Wasser war dies auch keine gute Idee, denn das Zeug schwimmt. Außerdem hatte ich Angst, dass ich vielleicht irgendwelche Tiere anlocke. Es gibt allerlei Viechzeug in Venezuela. Kaimane und Piranhas im Wasser. Brüllaffen, Geparden, schwarze Witwen an Land, und überall Schlangen.

Meinen Mann biss ein riesiger orangener Skolopender in den Po, als er sich auf ein Holzstück setzte. Ein Indigener nahm es dankenswerterweise auf sich, ihm an dieser prekären Stelle das Gift herauszusaugen, sonst hätte das böse geendet.

Jedenfalls hat die Artenvielfalt dazu geführt, dass ich es endlich schaffte, meinen Po so sehr zusammenzukneifen, dass ich wieder aus dem Dschungel nach Hause kam. Dort wurde dann eine meldepflichtige Durchfallerkrankung festgestellt, mit der ich über 2 Monate lang noch Spaß mit dem Gesundheitsamt hatte.

Als dann mein erster Sohn auf der Welt war, verbrachten wir einen schönen Urlaub im Iran. Es war sehr heiß, so dass ich unter meinem obligatorischen Mantel (mit Kopftuch) nur Unterwäsche trug. In Isfahan, das ja eigentlich eine überdimensionale Oasenstadt ist, macht sich aber der Effekt der Wüste bemerkbar. Tagsüber ist es heiß, und plötzlich wird es dunkel, und zack ist es kalt. Auf der Brücke mit den 33 Bögen rappelte der Wind durch jeden Bogen. Er pfiff auf meine Rippen. Die Rippen mochten das nicht. Besonders das Rippenfell nicht. Ich bekam eine fette Entzündung.

Mein kleiner Sohn wurde leider am selben Tag ebenfalls krank vom Temperaturunterschied. Aus ihm floß Eiter, aus mir floß Eiter. Wir waren beide am Ende. Ich hatte Krämpfe im Rücken, wenn ich mich hinlegte, dass ich gar nicht mehr wusste, wie ich überhaupt noch liegen konnte. Das Kindchen brüllte und litt. Im Krankenhaus spannte man sein Köpfchen mit einer Frischhaltefolie auf die Liege, damit es geröntgt werden konnte. Alles war dicht mit Eiter in seinem Kopf. Und bei mir war auch alles total entzündet. Antibiotika konnte ich nicht nehmen, weil das fast abgestillte Kindchen nichts mehr essen, aber unvernünftig oft an meiner Brust hängen wollte, so dass die gedrosselte Milchproduktion schmerzhaft wieder von 10 auf 100 hochfuhr. Das war auch das, was die Ärzte uns als Medizin für diese Situation empfahlen.

Ohne Antibiotika bekommt man eine sogenannte Schwarte, das ist eine Gewebeverdichtung, die das Atmen dauerhaft behindert. Das hatte ich halt in Kauf zu nehmen. Wir haben es beide überstanden. Der Sohn ist jetzt 27.

Als mein zweiter Sohn fünf Jahre alt war, gönnten wir ihm am ersten Tag in Griechenland ein Eis nach dem Essen. Dies führte dazu, dass wir das Krankenhaus in Rethymnon auf Kreta zwei Wochen lang von innen sahen. Das arme Kind war nach etlichen Brech- und Durchfallattacken so schwach, dass nichts von der Elektrolyt- und Cola-mit-Kohle-Mischung mehr half, und er im Bett in meinen Armen ohnmächtig wurde, nachdem er noch mit letzter Kraft gehaucht hatte: Mama, ich hab dich sooo lieb. Meine Gefühle fuhren in diesem Augenblick Achterbahn. Ich hatte den Eindruck, das waren Abschiedsworte.

Im Krankenhaus haben sie ihn mit Adrenalin und Strom wundersamerweise wieder lebendig gemacht, aber dann waren wir wie in einem elenden Entwicklungsland völlig auf uns selbst gestellt. Er lag in einem Zimmer mit zwei anderen Kindern, die andere schreckliche Sachen hatten, die ansteckend waren. Für jedes Kind musste ein Elternteil dableiben, Tag und Nacht. Ich war tags mit meinem Bub im selben Bett (eine schmale Pritsche), und nachts mein Mann. Der andere Sohn wurde inzwischen von Gästen im Hotel betreut. Meinem Kleinen ging es so elend, dass der ADAC ihn nicht ausfliegen konnte. Wir hatten lange Zeit sehr sehr große Angst um ihn.

Die hygienischen Zustände waren unter aller Kanone. Die Putzfrau wischte das Klo und den Ablagetisch am Bett mit demselben Lappen. Wie das Klo bei etwa zwanzig Durchfallattacken und fast ebenso häufigem Erbrechen am Abend aussah, muss man nicht beschreiben. Das Betttuch wurde nie gewechselt. Wie das aussah, könnt ihr euch ebenfalls vorstellen. Die Infusionen musste man jedes Mal selbst holen. Niemand sprach Englisch. Es gab eigentlich keine Krankenschwestern. Nach einigen Tagen Infusion bekam mein Sohn einmal am Tag ein Stück gekochte Kartoffel ohne Salz. Er schwärmte, das sei das beste, das er jemals gegessen habe. Für den Rest des Essens mussten wir selber sorgen.

Irgendwann war auch dieser Horrorurlaub zu Ende und der Sohn konnte mit dem normalen Flugzeug zurück, sehr viel leichter als zuvor. Ich glaube, man konnte das auch von uns beiden Erwachsenen sagen. Der andere Sohn hatte den Urlaub genießen können, als einziger.

In der Zwischenzeit waren durch das Eis noch weitere 13 Personen erkrankt. Wir bekamen vom Hotel nach langem eine Abfindung von ungefähr 200 Euro, notabene für uns vier zusammen. Wir hatten denen die Lebensmittelaufsicht auf den Hals geschickt, die fand aber leider und vorhersehbarerweise, da sie erst Wochen später anrückte, nichts mehr.

Vor sieben Jahren konnte ich nach langem endlich mal wieder in Urlaub fliegen. In Kavala gelandet ging es weiter auf die Fähre. Die Luft war voller Flugzeuge, Hubschrauber. Irgendwas war los. Es wurde Nacht. Die Fähre schob sich über das Wasser. Es waren komischerweise viele Feuerwehrautos drauf. In der Luft brummte und schwirrte es die ganze Zeit. Die Lichter auf der Insel leuchteten uns heimelig entgegen.

Moment mal! Was sind das denn für komische Lichter? Das war ja Feuer! Wahnsinn, alles voller Feuer! Und die Hubschrauber waren wohl Wasserflugzeuge. Sie rüttelten wie ein Raubvogel über dem Wasser, blieben lange Zeit an derselben Stelle und flogen dann übers Land. Genaueres war im Dunkeln nicht zu erkennen.

Wir landeten. Ich hoffte, dass mein Hotel nicht genau da sein würde, wo es brannte, die Insel war ja groß. Der Transferbus fuhr uns. Leute wurden ausgeladen. Alles OK. Wir waren offenbar wo anders. Wir fuhren um eine Kurve. Hinter der Kurve war links am Berg alles orange, eine riesige Feuersbrunst loderte da. Und rechts war mein Hotel.

Ich bekam mein Zimmer zugewiesen, sollte direkt zum Abendessen gehen. Alles fand statt, als wäre alles in bester Ordnung. Es schien völlig absurd: Niemanden kümmerte, was draußen vor sich ging. Außer mir. Ich stand stundenlang vor dem Hotel und sah den Feuern zu. Die von mir kontaktierte Reiseleitung schrieb eine SMS, dass sie Bescheid gäben, falls ich evakuiert werden müsste.

Darauf wollte ich nicht warten. Ich mietete ein Auto. Sobald es gebracht war, hievte ich meinen Koffer hinein. Die nächste Woche verbrachte ich aus dem Koffer lebend. Ich sah alles auf der Insel, ich fuhr in jede Bucht und in jeden Ort, soweit möglich. Die Brände hatten einen der wenigen Orte auf der Insel komplett in Schutt und Asche gelegt. Bei einem berühmten Kloster war der gesamte Garten abgebrannt. In einen anderen Ort wollte ich hochfahren, aber die Straße war buchstäblich weggeschmolzen. Der Asphalt bildete riesige Teerwellen, dazwischen war kein Durchkommen möglich. Entlang der Straßen waren in großen Bereichen alle Bäume verkohlt. In anderen Bereichen waren alle Blätter weiß. Der so sympathische Geruch von Buchenholzfeuern und Kartoffelfeuern brannte Tag und Nacht in der Nase. Nie mehr werde ich Lagerfeuer einfach unbeschwert genießen können! So etwas vergisst man nicht.

Letztendlich hatte ich dann noch eine Woche einen normalen Urlaub, nachdem dieses Fünftel der Insel, das in dieser ersten Woche abgebrannt war, endlich gelöscht war. In kaum einem anderen Urlaub habe ich so viel gesehen. Ich habe es geschafft, auf dieser winzigen runden Insel mit einer kompletten Küstenlänge außen herum von 110 km insgesamt 900 km zu fahren.

Dann kam der denkwürdige Urlaub in Indien. Am letzten Tag, auf dem Weg quer durch Rajasthan zum Flughafen stürzte ich spektakulär im Bus. Ich brach mir das Rückgrat. Danach lag ich in Indien und auch in Deutschland 4 einhalb Monate flach. Dank verschiedenster Einbauten wie einer Wirbelprothese und jeder Menge teuerstem Metall in meinem unteren Rücken kann ich mich wieder in menschenwürdiger Weise bewegen. Eigentlich war es davor der schönste Urlaub meines Lebens gewesen. So viel zu sehen, so wunderbare Landschaften und Bauwerke, so nette Menschen, so nette Mitreisende! Dieser Urlaub war für mich lebensverändernd.

Nach meiner Gesundung hatte ich einen Urlaub in Ägypten geplant. Ich hatte Hin- und Rückflug unendlich weit auseinander gebucht, denn im Vorjahr war es so schön in Ägypten gewesen. Nach wenigen Tagen wurden wir zwangsevakuiert. Alle Deutschen wurden nach Hause transportiert, alle Hotels schlossen. Corona war der Grund. Ich bot an, auch mehrere Monate zu bleiben, bis alles vorbei sei, aber das Auswärtige Amt war gnadenlos und schickte mich heim.

Als man dann wieder reisen durfte, fuhren wir vier Freunde nach Mallorca. Bereits am zweiten Tag krachte es zwischen uns. Den ganzen Urlaub musste man extrem vorsichtig sein, dass der Urlaub sich nicht zur Hölle auf Erden entwickelt. Inkompatible Verhaltensweisen und Gefühlswelten und Fallgruben in der Kommunikation waren die Ursache. Ein jeder hat mehrfach nachgeschaut, wann der nächste Flug geht, mit dem er fluchtartig verschwinden könnte. Keiner ist jedoch verschwunden. Aber wir saßen auf einem Pulverfass. Der Urlaub war extrem anstrengend.

Zum Ausgleich fuhr ich mit meinem Freund nochmal an denselben Ort. Diesmal war uns auch kein Frieden beschieden. Wir wurden geplagt von hungrigen Katzen, die uns nicht in Ruhe ließen, und ich sage das ohne jegliche Übertreibung. Sie waren so ausgehungert, dass sie uns wirklich extrem belagerten, so dass es keine Freude mehr machte, einen Fuß auf die Terrasse zu setzen. Außerdem bekam ich Flöhe von ihnen, und im Freien lauerten hungrige Mücken, die über die gängigen Mückenvertreibemittel nur müde lachten. Wir verbrachten die meisten Abende im geschlossenen Raum, anstatt unter der Bougainvillea im privaten botanischen Garten voller exotischer riesiger Palmen, Kakteen und Obstbäume. Hinzu kam noch, dass ich mal wieder einen extremen Blasenkatarrh bekommen hatte, nach Jahrzehnten.

Und dann wurden wir beide krank. Jeder drei Tage lang, aber auf seltsame Weise. Als wir wieder zu Hause waren, zeigten die Coronatests erstmals an, warum. Genau. Es hatte uns erwischt. Trotz all der Impfungen. Vier Stück bei jedem von uns. Das nächste halbe Jahr hatten wir mit Nachwirkungen zu kämpfen, die sich gewaschen hatten.

Für den diesjährigen Urlaub hatten wir lange recherchiert. Ich hatte beschlossen, meinem Partner die damals wie meine Westentasche erkundete und inzwischen bestimmt wieder begrünte Insel Thassos zu zeigen, die so viele schöne romantische Plätzchen aufweist. Wenn dort kein Feuer bricht, eine der schönsten griechischen Inseln überhaupt, mit hohen Bergen direkt am Wasser. Aber auch das durfte nicht sein. Wir hatten die Boardingcards bereits online erhalten und die Koffer standen bereit, in ein paar Stunden am Flughafen einfach nur noch abgegeben zu werden, da wurde meinem Partner mitgeteilt, dass seine Mutter auf die Intensivstation gebracht wurde. Wir mussten die Reise im letzten Moment stornieren. Morgen wird seine arme Mutter beerdigt.

Eine Freundin von mir sagte einmal: „Ich weiß, ich kann überallhin problemlos mit jedem Flugzeug fliegen. Ich brauche keine Angst zu haben, denn ich werde garantiert nicht abstürzen. Sofern du nicht dabei bist!“

Der Banker meinte: „Ich kann sagen, dass ich jedenfalls nie dahin in Urlaub fahren werde, wo Sie gerade sind.“

Tja. Aber was tut man gegen Fernweh? Bleibe im Lande und nähre dich redlich? Heimweh hab ich noch nie gehabt. Aber weg muss ich immer! Die Sehnsucht wird im Laufe des Jahres immer größer und größer, bis ich es nicht mehr aushalten kann. Der Fluchtreflex kehrt immer wieder.

Nun habe ich zwei Wohnsitze, beide in Bayern. Wenn es gar zu schlimm wird, kann ich von hier nach dort. Und dann von dort nach hier. Aber mich selbst nehme ich immer mit.

 

© Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.

 

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