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Übersetzungen und Letteratour

Yalda

Sonntag, 21. Dezember 2008

 

Heute ist die längste Nacht des Jahres! Hurra, es geht also bald wieder aufwärts! Im Iran wird diese Nacht gefeiert. Sie heißt die Yalda-Nacht. Man sitzt gemütlich beieinander, dafür gibt es spezielle Kohlebecken, in denen man ein Feuerchen unter einer Art Tischchen macht. Um das Tischchen heraum liegt eine Decke, alle sitzen so, dass ihre Füße unter der Decke in der Nähe des Feuers sind. Und es wird bis in die frühen Morgenstunden erzählt, sich erinnert, gemeinsam gelacht, vielleicht auch gemeinsam ein paar Tränchen verdrückt. Dazu werden Granatäpfel aufgetischt und eine besondere Melonenart, die es nur gerade um diese Zeit im Jahr zu kaufen gibt, man knabbert fleißig die gesalzenen Pistazien, Kichererbsen und verschiedensten Arten von Kürbiskernen, Sonnenblumenkernen, getrocknete Aprikosen, Pfirsiche und Feigen, getrockneten Reis und kleine runde harte Klümpchen aus Zuckerguß und natürlich schwarzen Tee. Die Zuckerklümpchen oder auch die aus einem Zuckerhut herausgebrochenen ungleichmäßig geformten Trümmerstückchen nimmt man in den Mund und schlürft den glühend heißen Tee außen herum. Wem das zu heiß ist, der gießt den Tee in die Untertasse und trinkt aus ihr.

 

Ich war zur Yaldanacht noch nie im Iran, aber die schönsten Erinnerungen, die ich bisher von Persern gehört habe, hatten mit dieser Nacht zu tun, mit der Magie des Zusammenseins, der traditionellen Geschichten, der eigenen Erinnerungen, der Vorfreude auf die wärmere Jahreszeit.

 

Wie ist es bei uns? Die Kinder haben heute Fernseherlaubnis und ihr Lachen klingt hell aus dem Wohnzimmer herüber zu meinem PC, an dem ich in eine dicke Strickjacke gehüllt trotzdem noch friere. Der MiGa sitzt einsam zu Hause und überlegt wahrscheinlich, welche Sachen er für den Abflug am Dienstag einpacken soll. Denn dort im Iran, wo er hinfliegt, hat es geschneit und Minus 15 Grad, etwas womit man dort kaum jemals rechnen muss. Vielleicht ärgert er sich auch über sich selber, warum er heute so grob zu den Kindern war und mit ihnen nicht ins Kino gegangen ist, obwohl es so ausgemacht war. Und weil das eigentlich ihr Weihnachtsgeschenk von ihm sein sollte.

 

 

Weihnachten naht mit Riesenschritten

Samstag, 20. Dezember 2008

 

Siehe da, inzwischen sind die Adventskalender schon fast geleert (ach ja, muss mich noch im Laden beschweren - bei den Schokokalendern fehlen immer wieder die Schokoladen, echt blöd. Auch die Türchen sind offen, z.B. die vom 24.) -

 

Es weihnachtet sehr…!

 

Meine Mailbox erinnerte mich dann, ich solle im Weihnachtsgeschichtenwettbewerb meine Bewertungen abgeben. Somit habe ich mich dort mit dem Thema Weihnachten befasst und bei uns wie auch bei Euch zu Hause ist es ja auch DAS Thema momentan, was völlig natürlich ist in einem Haushalt mit Kindern.

 

Völlig unnatürlich ist allerdings der riesige Berg von Post und Päckchen! Wahnsinn! Bald hab ich mehr als meine Jungs…! Nur stelle ich fest, dass ich einigen von Euch (abgesehen von ALLEN meinen sonstigen Freundinnen und Bekannten) immer noch nichts geschickt habe und heute habe ich etwas im Schlägt-dem-Fass-den-Boden-aus-Format bekommen und weiß gar nicht, womit ich das verdient habe! Ich danke Euch allen jedenfalls furchtbar schrecklich unglaublich viel für Eure verschiedenstformatigen lieben Grüße!!! Ein Taschentuch bitte… schnief…!

 

Eigentlich liegen wir ansonsten mit den Vorbereitungen schon relativ gut im Rennen – seit Monaten habe ich die teuersten und gesuchtesten Artikel von der Startseite meines Tauschforums abgegrast – nur möglich dank großangelegter Fischzüge meinerseits, um passende nie gelesene, OVP-Artikel zu erstehen, die Tickets bringen; wir haben den bisher kleinsten Christbaum unserer Familiengeschichte erstanden, L. hat ihn ausgesucht, während ich mit dem Christbaumverkäufer verhandelt habe, die Kinder haben ihn in Eigenregie mit viel anfänglichem Geschrei und sehr wenig Durchhaltevermögen geschmückt; 3 Kugeln sind seither bereits zu Bruch gegangen und mit viel anfänglichem Geschrei (von mir) und wenig Durchhaltevermögen (der Kinder beim Saugen) entsorgt worden.

 

Heute habe ich noch eine Lichterkette am Fenster aufgehängt – als Pendant zur bombenfesten Sprühschneedeko auf der anderen Seite – ein weiteres Werk von L. (man nehme ca. 1 Dose Schnee pro Motiv – ich hoffe, wir brauchen beim Beseitigen im März nicht schon wieder die Wohn- und Mobiliarglasversicherung). Bislang hat noch keiner von meiner Rasselbande die neue Beleuchtung kommentiert, obwohl sie den ganzen Tag an war.

 

Mahnend auf meinem Tisch liegt seit Ende November ein Zettel mit dem Vermerk „Krippe vom Schrank!!!“ Es handelt sich um einen Schuhkarton, in dem eines der Kinder im Kindergarten kleine Kartonfigürchen zwischen Stroh hineingeklebt hat, den Karton mit blau und weniger kunstvollen grünen Schmierern angemalt hat, und der ein Guckloch auf der einen Seite hat und hinten eine blaue Transparentfolie. So kann man eine lauschige kleine Jesus-Maria-Ochs-und-Eselgesellschaft im kuscheligen Stall sehen, wenn man durch die runde Öffnung hinein und gegen das Licht sieht. Der Esel könnte allerdings auch ein Känguru sein. Leider erfordert das Vom-Schrank-holen einen Stuhl und vorheriges Abräumen einiger am Boden befindlicher Bücherstapel. Vielleicht schaffe ich das ja noch bis Weihnachten. Ansonsten nach dem Weihnachtsfest ist vor dem Weihnachtsfest – oder so!

 

Der Esstisch quillt bereits über vor Weihnachtsdeko – eine inzwischen total verfleckte Tischdecke mit Mittelläufer – ein runderneuertes Adventsgesteck, das aber durch das von den Kindern tatsächlich eingehaltene Zündelverbot mit nur 1 schon mal benutzten Kerze ausgestattet ist, die anderen 2 ( nur 2, weil der Bereich des dritten damals total abgefackelt wurde und somit jetzt fehlt) sind noch immer jungfräulich. Morgen werde ich mal dran denken müssen, mein Feuerzeug nicht nur auf der Terrasse zu lagern. Da essen wir ja im Winter nicht. Daneben noch die Herbstdekoschale mit Maiskolben (nun zusätzlich aufgefüllt mit Nüssen), zu der sich nun ca. 15 rotglänzend verpackte Geschenkdekowürfelchen (für die Gerbils) gesellen (dass drinnen Styropor ist, haben wir heute festgestellt, denn einen davon hat L. ausgepackt, zerhackt und im ganzen Wohnzimmer verstreut – das gab mal wieder Ärger, L. hat schließlich aufsaugen müssen. Zum Thema Geschrei und Durchhaltevermögen sag ich jetzt mal nix.). Diverse „güldene“ Sternchen nebst einigen in Weihnachtspapier eingewickelten Artikeln, von denen wir nicht mehr so ganz genau wissen, für wen die waren.

 

Das mit diesen Päckchen kommt nämlich davon, dass – wie ich berichtet habe, die Kinder die Geschenke diesmal selbst verpacken mussten, und das irgendwie ohne Plan und Ziel erledigt haben, dafür unter sehr viel Geschrei, naja – und ratet mal mit sehr wenig was?… Wer lauthals ausposaunt, dass es kein Christkind gibt, muss büßen, hatte ich mir gedacht!

 

Früher (*schwerseufz, tränchenverdrück*) brachte das Christkind bei uns Ende November einen Wunschzettel nebst der persönlichen „Christkindlliste“. Auf dieser waren die 10 schlimmsten Unarten der Kinder jeweils in einer Tabelle vermerkt und für jeden Tag gab es ein Feld, in das ein Weihnachtssternchen-Aufkleber (sinnigerweise gleich mitgeliefert) gepappt wurde, wenn bis zum Abend dieses Verhalten nicht auftrat. Waren 7 Sternchen pro Tag mindestens drin, gab es am Ende der Zeile einen Weihnachtsmannaufkleber. Die Zahl der Weihnachtsmannaufkleber war dann ausschlaggebend für die vom Christkindl angenommenen Wünsche aus dem Wunschzettel, der von außen an die Fensterscheibe geklebt werden musste.

 

Pünktlich 1 Tag vor Weihnachten lieferte dann das Christkind heimlich still und leise den Weihnachtsbaum nebst Dekoration und stellte ihn der nichtsahnenden Familie über Nacht ins Wohnzimmer, und zwar so, dass am Morgen die Baumbeleuchtung in hellem Glanze erstrahlte. Und am nächsten Tag, wenn alle sich grade nicht zu Hause befanden (die Mutter ging dann stets ins Fitnessstudio und kam ganz zufälligerweise zeitgleich mit den Spaziergängern zurück - seltsamerweise erreichte den Vater stets die einzige SMS im Jahr am 24.12. nachmittags), witschte das Christkind durch die sträflicherweise im Erdgeschoss spaltbreit offengelassene Terrassentür herein, drapierte alle Geschenke unter den Baum, wobei es große Silberfolien- Initialen mit Standbein für die Familienmitglieder auf ihren jeweiligen Anteil stellte, und schmurzelte schwuppdiwupps im Ofen was Feines, das in Bälde genießbar sein würde, illuminierte den Christbaum UND legte noch die Weihnachts-CD ein und drückte am CD-Player auf Start.

 

Kam dann die Familie herein, war sie jedes Mal überrascht, dass das Christkind dagewesen war. Man erkannte es allerdings mit geübtem Auge unschwer, da es stets ein Lamettahaar an der Wohnzimmertür verlor. Wenn ihm das in jeder Wohnung sehnsüchtig wartender bayerischer Kinder passierte, müsste es eigentlich schon absolut glatzköpfig sein. Aber vielleicht hat das liebe Christkindchen ja eine Ganzkörperbehaarung.

 

Tja, so war das bis letzte Weihnachten. Dieses Jahr ist NICHTS mehr wie es mal war!

 

Heute haben die Kindelein dann noch meine liebevoll von mir selbst für mich selbst ausgewählten Geschenke verpacken müssen. Von liebevoll war dabei leider nicht mehr die Rede. Eher: ich hab jetzt schon 3 eingepackt, den Rest machst gefälligst Du! Ich, wieso ich? Ich kann keinen Kochtopf verpacken, der ist nicht viereckig. Du hast lauter viereckige Sachen eingepackt: Die Pralinen, und die DVDs und das Buch da! Und ich muss den dämlichen Kochtopf und die saublöden Socken machen, die kann man nicht gescheit einwickeln, menno, das ist so was von äääääääääätzend…!

 

(Da sag übrigens noch einer, alles was eine Frau zu Weihnachten nicht haben will seien Haushaltsgeräte, Socken, Pralinen und Parfum. Naja, aber gewusst welche!)

 

Den Weihnachtsbraten (eine Ente, die gibt’s dann mit Knödeln, aber ohne KRAUT!!!) hat L. himself bei Aldi im Sonderangebot ausgesucht. Kekse hatten sie schon mal gebacken - aber leider auch schon vertilgt. Vielleicht schaffen wir ja noch eine Fuhre vor Weihnachten? Sie wissen ja jetzt im Prinzip schon, wie es geht. Das einzige Problem ist wohl das Abwischen der Arbeitsflächen davor und dass man sie dazu bringen muss, sich die Hände zu waschen, bevor sie loslegen. Und dann gabs da noch das Thema Durchhaltevermögen… Und meine Freude nach vollendeter Tat, wenn ich die Küche betrete! Oder das, was ich bisher als meine Küche gekannt hatte. Ich glaube, das Durchhaltevermögen-Problem tritt immer zusammen mit seinem besten Problemkumpel auf.

 

Nun, ein Wunder habe ich möglicherweise aber doch sogar noch vollbracht. Der MiGa fragte mich nämlich neulich telefonisch, ob es irgendwas gäbe, was er mir mal so einfach kaufen könne. Da fiel mir mein fast komplett leeres, sündteures Parfum ein. Und als er am selben Tag schon wieder hier hereinschneite, weil er „ganz zufällig grade hier in der Gegend war“ (wohnt ja nur 2 Straßen weiter) roch er, als habe er einen ganzen Parfumladen durchprobiert. Ich vermute fast…! Dass er sich ein neues After Shave gekauft hat?

 

Nun wir werden sehen. Die Vorweihnachtsfeier findet wohl demnächst statt. Denn am 23. fliegt er nach Iran. Dann haben wir „besinnliche Weihnachtszeit“. Ausschlafen. Schwelgen – ich hab vor, mir die Staffel 1+2 von Arme Millionäre zu Weihnachten zu bescheren. So ein gutaussehender Mann… Und abends fernsehen - das Medienverbot für R. ist am 24. zu Ende! D.h. Morgens fernsehen. Mittags fernsehen. Nachmittags fernsehen. Naruto. Spongebob. Kim Possible. Jeden Sch… Nur nicht, was Sinnvolles. Endlich nicht mehr schimpfen, wenn Fernseher oder Wii an sind, das waren 2 harte Monate – für uns alle... (Nein, ich sehe nicht fern, ich höre nur zu) (Nein, ich spiele nicht Wii, nur der L. spielt – MEIN Controller ist nicht eingesteckt, kuck doch nach!) Und die Kinder freuen sich auch.

 

Bestimmt gibt es ein schönes Weihnachtsprogramm. Was fürs Herz… Die TV-Werbung der letzten Jahre klingt mir noch im Ohr: „Fröhliche Weihnachten mit „Kettensägenmassaker““ Oder wie mein Sohn immer wieder sagt: „Der Wixxer“! - wird Euch präsentiert von Pampers Babies. Nur das Beste für Ihre Babies!“

 

Zum Schluss wollte ich Euch noch zeigen, dass meine Jungs trotz allem Gezeter und den vorweihnachtlichen Pflichten sich immer noch auf Weihnachten freuen. Sie nächtigen nämlich im Wohnzimmer, am Boden, in Christbaumnähe, damit sie nichts verpassen. Falls das Christkind doch existiert. Man weiß ja doch nie so genau!

 

 

Der Weisheit vorletzter Schluss

Donnerstag, 11. Dezember 2008

 

Heute war ich beim Frauenarzt und der hat mir nach der Untersuchung eröffnet, dass mein Hormonpegel sich seit meinem letzten Besuch bei ihm um die Hälfte reduziert hat. So etwas Ähnliches hatte ich schon erwartet… Ich bin auf also dem besten Weg, ein Neutrum zu werden, ein Zwischending aus Mann und Frau, aber geschlechtslos, körperunbetont, ein geistiges Wesen, eine Seele im Ballast eines Fleischklumpens, zwar noch ansehnlich, aber nicht mehr jugendfrisch, nicht mehr auf Fortpflanzung ausgerichtet, vielmehr stetig mich an mein zum Glück unbekanntes Verfallsdatum annähernd.

 

Da stellt sich doch, wie so alle Jahre an Geburtstagen, und besonders schmerzlich an runden Geburtstagen – auch wenn es noch 2 Jahre hin ist bis zum nächsten – die Frage aller Fragen, deren Antwort vermutlich nicht 42 ist. Die Frage: warum ist der Mensch auf der Welt? Was treibt ihn an, warum hält er durch, was soll er erreichen? Soll er überhaupt etwas erreichen? Ist das so vorgesehen, und wenn ja, von wem? Und ganz besonders natürlich – warum bin ich ich – ein Problem, das mich schon in jüngster Kindheit kapitulieren ließ -, warum habe ich meine ureigene Aufenthaltsberechtigung hier auf dieser Erde erhalten (und wiederum: von wem)? Also ganz schlicht und einfach, die Frage, die die Menschheit seit undenklichen Zeiten beschäftigt, und auf die es wahrscheinlich gar keine letztgültige, für alle wahre und richtige Antwort gibt – die Frage nach dem Sinn des Lebens.

 

Liegt dieser in der Fortpflanzung – in der Weitergabe des genetischen Materials an sich, in der Weiterentwicklung, der Verbesserung des selbigen? In der gelungenen Aufzucht der „Brut“? Oder im Errichten des Unerhörten, nie Dagewesenen, sei es rein materieller, sei es geistiger Art, in der Schaffung unvergänglicher Werte, die auch noch die Nachwelt vor Staunen erzittern lassen?

 

Oder ist es ganz im Gegenteil das, ein winziges Puzzleteil in einem unendlich großen Puzzleteppich zu sein? Würde das Fehlen so eines Puzzlestücks bei der Größe des ganzen - vom Weltall aus gesehen - überhaupt auffallen? Wäre das einzelne Teilchen völlig bedeutungslos oder hingegen so wichtig in der Gesamtstruktur, dass sein Vorhandensein das ganze Gebilde überhaupt erst erkennbar macht? Man stelle sich ein Bild eines Gesichtes vor, bei dem im Auge ein Puzzlestück fehlt. Das wäre fatal. Wäre man aber ein Stück Haar, so wäre die offene Stelle gar nicht erkennbar.

 

Ist der Sinn, herauszufinden, ob man das Zeug zum Auge oder Haar hat? In welcher Position man sich am besten zwischen die anderen begibt, so dass alles stimmig ist, die Puzzlezahnung perfekt passt und es keine rauen Übergänge gibt?

 

Was ist die eigene Rolle? Und wann ist man soweit, dass man sie erkennen kann? Und wann kann man sich damit abfinden, falls man erkennt, dass man vom Typ Haar ist und nicht Auge oder Schneidezahn?

 

Soll man vielleicht einfach feststellen, dass man ein Nichts ist, dass die Schöpfung auf einen pfeift, weil man überflüssig ist? Oder soll man sich vielmehr darüber klar werden, dass man das einzige ist, was man wirklich hat, dass es keine Schöpfung gibt, und könnte man dann auf diese pfeifen und Religion als Opium für das Volk als überflüssig an sich, aber als nützliches Mittel erkennen, das taktisch klug eingesetzt, beste Wirkung erzielt?

 

Ist es wichtig, Wissen anzusammeln, dieses zu leben, dieses weiterzugeben? Ist es sinnvoll, Dinge anzusammeln, diese zu lieben, diese weiterzugeben? Oder sollte man jenseits materiellen Reichtums an seiner seelischen Ganzheit basteln, mit sich selbst ins Reine kommen, der Nachwelt einen Nachglanz nachhaltiger Gedankenbögen übermitteln?

 

Vielleicht sollte man sich auch fragen: Ist es wichtig, gewollt und nützlich, auf diese Unsicherheiten eine Antwort zu finden? Ja, und wenn man dann die Antwort hat, kann man dann noch an den Ausgangspunkt des ahnungslosen Nichtwissens zurückkehren? (Siehe die Sache mit der 42).

 

Fragen über Fragen. Leider muss ich die tiefere Erkenntnis zu diesem interessanten Thema im Moment auf einen anderen Termin vertagen, denn es steht Wichtigeres an: Die Lateinvokabeln für die morgige Schulaufgabe sitzen noch nicht richtig, und ich muss abfragen. Der Alltag holt mich ein, die spirituelle Klarheit wird sich gleich jenseits unseres Dunstkreises im Nieselregen auflösen. Keine Zeit für Sinnkrisen und Altersweisheit. Noch werde ich benötigt! Als Mutter - ob mit oder ohne Hormone -, als praktische Hsuslehrerin, als wandelndes Wörterbuch, als allwissendes Faktotum, im Hier und Jetzt.

 

Hey, Moment. Da vorne werde ich gebräucht! -

Überall wo's brenzlig wird, egal was auch passiert,

Und fehlt dir nur das Klopapier, Supa Richie rettet dir.

Supa Richie kommt zu dich gefliegt.

Wenn du fast am Heulen bist und es nach Ärger riecht,

Supa Supa Richie - kommt zu dich gefliegt.

Supa Richie, schneller wie der Wind.

Du musst nur an ihn gläuben tun, dann hilft er dich bestimmt.

Supa Supa Richie - schneller wie den Wind.

 

Eh, Vorsicht Richie, ein Hochhäus!

Wer? *Rummskrawummklirr*

_________________

I like to look on the bright side: Every day I beat my own previous record for a number of consecutive days I've stayed alive.

(Scott Frank)

 

 

Weihnachtsvorbereitungen

Dienstag, 09. Dezember 2008

 

Jedes Jahr, spät im Advent,

geht die große Hektik an.

Ach wie schön wärs, wenn ich fänd,

was man schnell noch schenken kann!

Für die Freunde, jedenfalls,

fehl’n noch viele Sachen.

Für die Eltern, ebenfalls,

wollt ich selbst was machen!

Ein Rezeptheft ist gekauft:

Juchu, hab alles was man braucht!

Und so koch ich ein Zitronen,

Zimt und Safran, Kardamom,

vielleicht könnte sich auch lohnen

`ne Spur Chili, etwas Mohn.

Ganz spontan füll ich mit Wein auf,

mmmm! Das riecht ja wirklich lecker!

Leg ein Minzsträußlein noch drauf,

stell zum Schluß den Küchenwecker.

Auf dem Herd wallt die Bescherung,

aber wenn ich weiterdenk:

Viele Gläser, nach der Leerung,

brauche ich für das Geschenk.

Ja, wo stecken die Behälter?

Schon wird mein Gekochtes kälter!

Hatten doch so viele Gläser

übers Jahr sich eingefunden,

und ich hab nichts weggeworfen,

allen soll es trefflich munden!...

Doch ich find nicht mein Versteck!

Und so öffne ich in Eile

Kartoffelgläser, brat mit Speck

in meiner kleinen Küchenzeile

Rosmarinkartoffeln weg.

Ab damit in den Gefrierschrank,

denn so viel isst niemand jetzt,

und den Sauerkrautreformtrank

trink ich einfach, leicht gehetzt.

In dessen Glas, so bauchig-rund

passt ne Zitrone bis zum Grund.

Ich verzehr auch auf die Flotte

das Apfelgelee von der Lotte.

Gurken, saure, in ne Schüssel,

Blaukraut auch. Ich brauch den Schlüssel

für den Speicher, denn da steht

noch mehr Vorrat, kühl umweht.

Edelragout mit viel Hirsch,

Mirabellen, Sauerkirsch,

Reneclauden, Obstsalat,

Ananas steht auch parat.

So, das gibt feines Dessert,

Kinder, kommt mal schnell hierher!

Die Gläser sind rasch ausgespült

und mit Zitronen aufgefüllt.

Gleich fang ich an mit der Beschriftung…

Doch da verlangt auf’s Mal nach Lüftung

mein Bauch, der plötzlich heftig grummelt,

weil irgendwas sich wild drin tummelt.

Ach, wie blöd, mir schwant, ich hatt' vergessen,

Sauerkraut darf man nicht straflos essen!

Nun trank ich aber gleich 3 Gläser -

ich hoffe bloß, das wird schnell besser!

Bevor jedoch ich mich versah,

war auch schon das Ergebnis da…

Den Rest des Tags verbracht ich dann

auf der Toilette, Mann oh Mann!

….

Am nächsten Tag, noch ganz geschafft,

hab ich mich trotzdem aufgerafft,

die Küche sauber aufzuräumen.

Dabei wollt ich auch nicht versäumen,

ins Heft zu sehn. Wurd etwas blass,

als ich im Kochrezept drin las:

Auch Zucker hätt hineingehört!

Nun bet ich, dass es niemand stört!

Am Neujahr räum ich weg Geschenke,

in die Kommoden und die Schränke.

Was find ich da, leer, blank und schön

im Kleiderschrank die Gläser stehn!

Die Freunde all am Telefon

mit leicht gezwungnem Unterton

loben die Gaben, jeder spricht

„Sauer macht lustig“. (Merkt man nicht).

Die Kinder maulen: „Sind jetzt weg

endlich die Kartoffeln mit dem Speck?“

Auch mochten sie nicht, saperlott,

das Blaukraut und so viel Kompott

die letzten Tage vor dem Feste.

(Bis Ferienende gab es Reste.)

Fürs nächste Jahr, da plan ich schon,

Quittenkonfekt im Pappkarton.

 

 

 

(Im übrigen habe ich gerade eine entsprechende Kochorgie hinter mir, aber den Zucker hab ich in echt nicht vergessen, hoffe ich jedenfalls.)

 

Auferstehung

Freitag, 05. Dezember 2008

 

Fünf Tage war die Gute krank,

nun raucht sie wieder, Gott sei Dank!

 

Bin heute morgen aufgewacht und hab mir überlegt, was heute wieder alles wehtut.

 

Dann hab ich beschlossen: ich kann aufstehen. Hihi!

 

Den kaputten Finger habe ich gestern schon ausgewickelt und draußen gelassen, weil ich absolut keine Lust mehr auf diesen lästigen Verband habe. Er tut noch ein bisschen weh, aber fast nicht mehr.

 

Im Mund habe ich eine taube Stelle, die sich auch anfühlt wie ein blauer Fleck, aber ich kriege die Klappe wieder auf, und kann auch im Spiegel sehen, dass es heilt.

 

Der Rücken winselt noch herum, aber ich kann gehen, stehen und sitzen. Das ist doch schon mal was! Und zwar nicht schief und krumm wie ein altes Weiberl.

 

Heute kam eine liebe Karte: Glaube immer an die Kraft, die positive Gedanken deinem Körper verleihen können. Ganz recht! Es geht mir gut, ich bin gesund, mir tut nichts weh, das Leben ist schön, ommmm…

 

Und beim Rauchen saß ich auf der Terrasse vor dem Kastanienbaum mit dem einen einzelnen Blatt. Das Blatt ist aber nicht gemalt, sondern schaukelt lustig im Wind. Immer noch. Also bin ich mal näher hingegangen, um es mir genauer anzusehen. Von der Nähe hab ich dann gesehen: Es ist gar kein Kastanienblatt, sondern ein Blatt vom wilden Wein. Da hatte ich die Ranken vom Kastanienbaum abgerissen, damit er nicht völlig überwuchert wird. Und das eine Blatt hält sich mit diesen kleinen Krallenranken immer noch am Ast fest und balanciert da tapfer!

 

Also: ich werde auch weiter heldenhaft bleiben, selbst wenn das Blatt doch mal abfällt.

 

Die gesammelten, durch Zahnweh bedingten Magenknurrereien der letzten Tage habe ich übrigens ausgeglichen durch Maßlosigkeit beim Frühstück: eine komplette Tafel Schokolade mit Pekannüssen.

 

 

Beim Zahnarzt

Sonntag, 30. November 2008

 

Gestern nacht ging es mir nicht grad besonders gut, ganz ehrlich. Ich war bis gegen 2 Uhr im Bett und bin dann voller Hoffnungslosigkeit und Schmerzen aufgestanden, hab den PC angemacht und mich über weitere sonntagsdienstliche Zahnärzte informiert, die keine extrem exotischen Namen haben. In einer Ortschaft außerhalb von München gab es einen, dessen Namen mir weniger suspekt erschien, den habe ich dann morgens überpünktlich frequentiert.

 

D.h. ich rechnete eigentlich damit, die erste dort zu sein, was sich aber als Fehleinschätzung herausstellte, denn da saßen bereits noch mehr Unglückliche mit der Hand an der Backe und Leichenbittermiene. So hatte ich Zeit, mich mit einem Buch zu beschäftigen, das wie für mich geschrieben scheint: Du musst Dich nicht entscheiden, wenn Du tausend Träume hast – von Barbara Sher. Die Autorin lebt das, was sie als Lehre weitergeben möchte – Menschen wie sie und ich (von ihr sinnig als „Scanner“ benannt – was mir nicht so gut gefällt, aber derzeit bin ich nicht mal in der Lage, mir was besseres auszudenken), die innerhalb eines Zimmers Dutzende verschiedener Baustellen, auch Projekte genannt, liegen haben, sollten sich nicht schämen, dass in ihrem Leben alles so chaotisch ist, sondern sich und anderen damit einen großen sozialen Dienst erweisen – das tun, was die anderen in ihrer „Eingleisigkeit“ nicht auf die Reihe kriegen, und sich nicht mal vorstellen können, so zu leben ohne dem Wahnsinn zu verfallen. Oder so.

 

Bedauerlicherweise hatte ich in der Praxis zufällig grade kein großes Blanko-Projektbuch à la Leonardo da Vinci zur Hand, in dem ich laut Frau Sher meine Träume, Ideen und wirren Hirngespinste auf der Stelle eintragen sollte. Allerdings habe ich eine ganze Reihe geeigneter Bücher zu Hause. Das mit der Spiegelschrift werde ich auf meine alten Tage sicher nicht mehr perfektionieren. Aber ich könnte ja persisch schreiben, das geht auch von rechts nach links... Wenn ich diesen Beitrag nach 2 Übersetzungen und Abendessen machen, essen und abräumen fertig gestellt habe und mein Forum durchgelesen habe, kann ich mich ja auf die Suche machen. Wenn ich es bis dann nicht vergessen habe. Leider weiß ich aber trotzdem noch nicht, wie ich nun vorgehen soll, denn hinzu kam noch das Problem, dass ich dann auch irgendwann mal dran war. Zurück also in die carbolsäuregeschwängerte Luft der Praxis.

 

Als Tochter eines Zahnarztes gehe ich stets hoch erhobenen Hauptes vollkommen angstfrei ins Sprechzimmer, mache es mir selbstverständlich gemütlich auf dem Stuhl, blinzle ungerührt in die strahlende „Sonne“ über dem Zahnarztstuhl und lasse mich mit einem Lätzchen am silbernen Kettchen behängen. Diese Praxis war nun etwas ungewohnt, ich durfte mir Amy Winehouse, Duffy und Gabriella Cilmi anhören, und mir gegenüber prangte schräg hinter der gleißenden Sonne ein Bildschirm. Statt der passenden Videoclips zeigte dieser jedoch die Daten, die die Helferin eintrug. Ich protestierte deshalb sofort, dass das doch gar nicht mein Name sei, zu dem sie neben mir am Eintippen war. Sie darauf etwas eingeschnappt, es werde wohl erlaubt sein, die Daten der vorherigen Patientin kurz einzutragen, ob ich mich vielleicht bittschön gedulden könne? Irgendwie brachte mich dieser Kommentar etwas aus dem Konzept und ich begann, in Abwehrhaltung meine Hände zu verschränken, und auch meine Beine.

 

Naja, fand ich jetzt nicht so toll, mitzulesen, wer vor mir dran war, wann geboren, wo wohnhaft, und was sie hat. Aus meinen Bedenken bezüglich Datenschutz riss mich ein magerer Herr, vermutlich Männerliebhaber. Meine Angaben zum Grunde meines Dortseins waren vermutlich kaum zu verstehen, da ich die Zähne nicht mehr auseinanderkriegte und obendrein meine Zunge furchtbar schmerzte und sich anfühlte wie ein Brett, und ich nicht mal mehr in der Lage war zu schlucken.

 

Nun, er erkannte trotzdem unschwer, dass es sich um einen schönen fetten Abszess am 7. Zahn unten links handelte, ließ, was schwierig war, da ich den Mund kaum weit genug öffnen konnte, um das Röntgenmaterial am Griff zwischen die Zähne zu lassen, ein Röntgenbild machen (wobei mir die Sprechstundenhilfe ungnädig die Röntgenschutzschürze so fest um den Hals drapierte, dass ich kaum mehr Luft bekam, wahrscheinlich eine Rachemaßnahme?), das mir dann ganz kurz darauf auf dem Bildschirm angezeigt wurde. Hmhm, tjaja, ohweh, eigentlich müsste der 7er entfernt werden, da er auf Eiter sitze, und wenn er entfernt würde, könne dann möglicherweise der Weisheitszahn ja doch noch rauskommen, der da friedlich seit Jahrzehnten schlummert, allerdings in extremer Schräglage in seinem Bettchen, sprich waagrecht.

 

Mir wurde langsam ziemlich blümerant. Ich widersprach vehement, und schließlich haben wir uns geeinigt, dass das Ziehen des 7ers mit meinem normalerweise behandelnden Zahnarzt zu klären sei, und er jetzt nur versuchen solle, den Abszess zu öffnen. Zu diesem Behufe bekam ich drei Spritzen verpasst, wobei ich gestehen muss, dass mir irgendwie ziemlich unangenehm kalt war dabei und ich ein Tränchen aus dem rechten Augenwinkel verdrücken musste, weil es ziemlich weh tat, besonders der Einstich direkt am Zahnhals.

 

In der Zwischenzeit spielte die Sprechstundenhilfe wieder an ihrem Monitor herum und ließ ihn auf meinem Nachnamen mit einem falschen Vornamen stehen. Ich sah mich wiederum genötigt, sie darauf hinzuweisen, worauf sie ausgesprochen schnippisch meinte, sie wüsste das sehr wohl. Ihr eisiger Blick ließ mich ganz klar wissen, dass ich bei ihr für alle Zeiten verspielt hatte. Da ich sowieso nicht vor hatte, häufig wieder zu kommen, hat mich das allerdings nicht sonderlich bedrückt.

 

Die weitere Behandlung im Detail zu beschreiben erspare ich Euch aus Pietätsgründen. Der Zahnarzt erzählte mir dann noch in saloppem Ton, ich solle das Zahnfleisch von der Wurzel Richtung Zahn mit der Zahnbürste massieren, da die bösen Bazillen da unten ihren Partykeller hätten und ich sie zum Ausgang treiben müsse, weil sie lang genug Party gemacht hätten. (Meine Kinder waren doch gar nicht dabei, wieso dann diese Ausdrucksweise?).

 

Zu Eurem Vergnügen erzähle ich Euch noch, dass ich versucht habe, die Praxis ebenso hoch erhobenen Hauptes zu verlassen, was mir kaum noch gelang, da ich irgendwie inzwischen ziemlich an Contenance eingebüßt hatte, zumal mein linker Mundwinkel nach der Spritzerei unkontrolliert zuckte und ich vorsichtig immer wieder um meinen Mund herum wischen musste, denn dort traten auch die ersten Zeichen von Inkontinenz auf. Nach Verlassen der Praxis wurde mir außerdem klar, dass die rasche Flucht ins Freie ein Fehler war, denn bereits auf dem Weg zum Auto verspürte ich ein dringenden Bedürfnis… So cool wie sonst war ich wohl nicht mehr beim Zahnarzt. Bei dem Weg über Land blieb mir dann gar nichts anderes mehr übrig, als mir ein stilles Fleckchen mit Bäumen zu suchen, damit ich mich wenigstens ehrbar wieder meinen Kindern stellen konnte, die sich zu Hause sehr an meinen neuerlichen Sprachschwierigkeiten ergötzten.

 

Tatsache ist, dass die angekündigten 3 Stunden nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen viel zu kurz angesetzt waren, denn erst ca. 4 ½ Stunden nach der Behandlung konnte ich langsam den rechten Teil des Mundes wieder willentlich bewegen.

 

Zum Glück war L. inzwischen mit dem Papa auf dem Flohmarkt und auf dem Christkindlmarkt ca. 300 m von unserem Haus entfernt, auf die ich mich eigentlich schon länger gefreut hatte. Aber wie trinkt man Glühwein mit einer halben Unterlippe, isst Flammbrot ohne die Zähne zu gebrauchen und scherzt mit den Freunden, die man dort träfe, wenn der Versuch zu lächeln nur in einem wilden Flattern der Gesichtsmuskulatur endet? Und wie feilscht man auf dem Flohmarkt, wenn man nur nuscheln kann und nicht für voll genommen wird, um dann die Beutegüter vor lauter körperlicher Schwäche nicht mal bis zur eigenen Haustür schaffen zu können… Nein, ich habe mich vernünftigerweise stattdessen lieber ins Bett gelegt und gelesen. Ach ja, nicht in dem Tausend-Träume-Buch, sondern in einem Buch namens Magnetic Sponsoring. Dort habe ich fantasiert, wie ich als Alpha-Mensch in Zukunft aufgrund meines Charismas Menschen in meinen Bann ziehen werde, die dafür bezahlen, von mir gute Ratschläge zu erhalten. Vermutlich allerdings nicht welche zum Thema Zahnpflege. Schließe ich jedenfalls aus den abschätzigen Blicken meiner Jungs.

 

 

Reif für den Schrottplatz?

Mittwoch, 26. November 2008

 

Ihr Lieben, langsam erhärtet sich bei mir der Verdacht, dass es gar nicht schlecht war, dass man früher nicht so alt wurde. Heute steht zwar in meinem abonnierten Nachrichten-Mails, dass die aktuell älteste Frau gerade mit 115 gestorben ist, allerdings hat sie nie geraucht und nie Alkohol getrunken. Die nachfolgende auf der Liste der ältesten Menschen (1/2 Jahr jünger) ist ebenfalls Nichtraucherin. Ich denke, damit habe ich mir einiges von Haus aus total verscherzt…

 

Auf jeden Fall hat mein Körper momentan Oberhand in meinem Leben, mit nix hadere ich mehr wie mit ihm, und keiner bietet mir auf so unerfreuliche Weise Contra wie er. Ich habe ja, wie Ihr wisst, gerade erst einen 7-wöchigen Hexenschuss überstanden, und der Termin beim Kardiologen am Montag rückt nun in greifbare Nähe.

 

Aber heute habe ich beschlossen, den Rat des Handspezialisten in den Wind zu schlagen, und habe nicht auf morgen gewartet, denn mein bandagierter Finger ist nur noch lästig. So habe ich einen Tag zu früh heute vor dem Duschen den Verband entfernt. Wie es drunter ausschaut, seht ihr auf den Bildern. Stunden-weise soll ich ja meinen kleinen Finger benützen. Ich stelle aber fest, dass ich das „a“ automatisch nicht mehr mit ihm tippe, dass ich etwas aus der linken Hosentasche nun ohne zu überlegen mit der rechten Hand fische, dass ich beim Händewaschen keinen einzigen Wassertropfen auf meinen kleinen Finger gekriegt habe und beim Geschirr-in-den-Schrank-Stellen mittlerweile nur noch einhändig agiere. (Wodurch es natürlich länger dauert.)

 

Naja, für eine gleich bleibende Anzahl von Jammer- und Winselfaktoren sorgt trotzdem mein Luxusbody: seit gestern habe ich jetzt scheußliche Zahnschmerzen! Meine Kinder schließen daraus messerscharf, dass ich zu wenig Zähne putze, womit sie aber nicht Recht haben. Ich fühle mich absolut schuldlos, habe das bestmögliche Gewissen! Da mein Vater ja Zahnarzt ist, wurde mir von Kleinkindesbeinen an beigebracht, nach jeder Mahlzeit die Zähne zu putzen. Gut, siebenmal am Tag putze ich nicht mehr, aber 2x auf jeden Fall plus zwischendurch immer mal wieder ohne Zahnpasta. Trotzdem: schon seit einer Woche habe ich das Gefühl, dass ein Zahn irgendwie länger ist als die anderen, die Kiefer daher nicht mehr richtig aufeinander passen. Gestern habe ich das ganze im Spiegel überprüft und dabei gesehen, dass nicht einer länger ist, sondern einer sich zur Seite verschiebt. Ich habe also versucht, mal von innen dagegen zu drücken. Daraufhin fing es an zu bluten und wollte nicht mehr aufhören.

 

Ich hab mich mit immer stärker werdenden Schmerzen noch zu meinem Stammtisch beim Griechen geschleppt. Dort habe ich mir zum Nachbilden von roten Blutkörperchen Leber bestellt, da ich aber nicht wusste, ob die genießbar ist, sicherheitshalber auf einem „Kreta-Teller“. Nun, ich musste mal wieder, diesmal aber unangenehm berührt, feststellen, dass die Griechen absolute Fleischfresser sind! Wenn man nämlich nicht kauen kann, ist es sehr schwierig, 2 Leberstücke (übrigens lecker), 2 Hände voll Gyros, einen großen Souvlakispieß und 2 schnitzelartige Fleischstücke zu kauen. Dazu gereicht wurde eine minimalistische Portion Krautsalat mit einer Olive und 1 kleine Kartoffel. Hmpf… 2 Stunden später knatschte ich immer noch an meiner inzwischen erkalteten Portion herum und habe es schließlich aufgegeben. (Ehrlich gesagt, wäre eine Kürbissuppe wohl gescheiter gewesen. - Die gab es aber nicht). Immerhin habe ich dann einen Grund gehabt, die 3 Ouzos zum Mundspülen zu verwenden, die meine Freundinnen mit Blick auf etwaige Polizeikontrollen verschmäht haben. Als der Kellner nach dem Essen wieder mit Ouzo daher kam, waren wir uns jedoch einig, dass keiner mehr benötigt wird.

 

Und heute kann ich den Mund schon kaum mehr weiter als zu einem schmalen Schlitz öffnen, durch den kein Spiegelei mehr passte, was meine Kleidung etwas übelgenommen hat und für die Kinder schon morgens ein absolutes Highlight darstellte. Auch meine Art zu reden sorgt für gute Laune und selten wurde ich so begeistert imitiert. Offensichtlich lalle ich wie eine Stockbetrunkene herum. Dabei gibt es bei uns gar keinen Ouzo, nur Kaffee, und den kann ich kaum runterschlucken, weil das Schlucken so weh tut. Immerhin: ich bin auf dem besten Weg, uralt zu werden, denn ich schaffe es mit meiner schmerzverzerrten Mundmuskulatur nicht, an der Zigarette zu ziehen. Ist ungefähr wie nach einer Spritze im Mundbereich, die mir sicherlich demnächst droht.

 

Think positive! Ich wusste doch – mein Körper achtet auf mich, keine Zigaretten, kein Alkohol mehr – hurra, 2075 steht vielleicht doch was über mich in der Zeitung! Mein lieber Körper sorgt außerdem dafür, dass es mir nie langweilig wird, weil er weiß, mit immer dem gleichen Trott wäre für mich das Leben nur halb so lebenswert. Danke, Kumpel! Und auch sehr nett von Dir, dass Du mich dran erinnerst, dass ich eine Wirbelsäule habe. Da kommt nämlich schon der nächste Hexenschuss daher. Aber vermutlich bedeutet das auch, dass die Zahngeschichte bald beendet ist, oder?

 

Wenn nur mein Magen nicht so knurren würde…

 

MULTIROOTINGFÄHIG - Italoameridütsch

Donnerstag, 25. 11. 2009

 

Die Notizen für diesen Text sind heute einem Wutanfall meines Sohnes zum Opfer gefallen, aber ich hab gepuzzelt und vielleicht wird’s ja noch was…

 

Wie ich bereits berichtet habe, habe ich mir heute Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran angesehen. Am Schluss heißt es, Monsieur Ibrahim habe seinem Adoptivsohn alles beigebracht, was er wisse. Nun gut, das war zum einen, dass es wichtig ist, zu wissen, was „in meinem Koran steht“. Was auch immer in seinem eigenen Koran stand, da lagen z.B. ein paar gepresste blaue Distelblüten drin. Eindeutig war es aber weitaus mehr, was man von ihm lernen konnte als religiöse Dinge. Fünfe grade sein zu lassen, wenn man sieht, dass es ein anderer nötig hat, also ein Auge zuzudrücken. Mit einfachen Dingen gut zu leben. Immer zufrieden zu sein damit. Zu lächeln. Aber nicht zuviel zu lächeln. Dass es wichtig ist, Spaß zu haben. Dass es wichtig ist, seine Freiheit zu haben. Dass man nicht immer alles kommentieren muss, obwohl man es besser weiß. Sich den größten Wunsch zu erfüllen. (Bei M. Ibrahim war dies ein wunderbares Auto, selbst wenn er damit in Ermangelung eines Führerscheins eigentlich erst mal gar nichts anfangen konnte.) Sich mit allen Kräften anzustrengen, an sich selber zu arbeiten, bis man etwas kann. Pläne gemeinsam verwirklichen, wenn man es alleine nicht schafft. Nie aufgeben. Das Herz sprechen lassen, und ihm gehorchen. Wenn das Herz sich meldet, ist es Zeit für einen Tanz, in diesem Fall ein Derwisch-Tanz in Kappadokien. Wie schön eine weite Landschaft ist, wie einem die Augen aufgehen in der Natur, wenn man die ganze Zeit in einem engen beschränkten Raum lebt. Wie still es in der Natur ist. Was Heimweh ist. Und leider: dass ein scherzhafter Spruch ganz schnell Wahrheit werden kann. Und dass man nie weiß, ob das Ende der Reise nicht ganz nah ist, auch wenn diese Reise das eigene Leben ist. Und dass man nicht stirbt, sondern in die Ewigkeit eingeht. Und dass man dann in den Herzen der Lieben bleibt.

 

Dies alles und noch eine ganze Menge mehr hat Momo in dem Buch/Film von Ibrahim (Omar Sharif) lernen können, während er von seinem wirklichen Vater nur gelernt hat, zu funktionieren, dass Wissen in Büchern zu finden ist (was Momo aber dort nicht suchen wollte, obwohl sein Vater trotz Armut ein bis an die Decke mit Büchern ausgestattetes Bibliothekszimmer besaß), wie wichtig eine geregelte Verdauung ist, dass man sparen muss, wo man kann, dass man sich möglichst nie freuen soll, sondern immer ernst sein muss, dass Musik nur stört, dass es zweckdienlich ist, einen Vergleich anzugeben, an dem man gemessen werden muss (was Momo furchtbaren Kummer bereitete – der Bruder, der alles angeblich viel besser als er machte und bei der Mutter lebte, war vom Vater einfach frei erfunden – wie gemein!), dass man sich seinen Verpflichtungen entziehen kann, wenn es zu viel wird – durch Davonlaufen und letztendlich durch Suizid. Das waren alles harte Lehren für einen Jungen, dessen Körper gerade erwacht, der ein Spielball seiner Hormone wird, und dabei wie eine Ehefrau einen Haushalt führen muss für einen missmutigen, undankbaren Menschen, der nur Verachtung zeigt und schulmeisterliche Reden schwingt.

 

Das ganze hat mich natürlich an meine eigene Kindheit erinnert. Und an die schulmeisterlichen Reden und relative Freudlosigkeit, die bei uns herrschte (später noch getoppt durch meine große – voreheliche - Liebe, einen Perser, dessen Standardspruch war: Lach nicht so blöd! Im Iran sterben die Leute!). Da ich in reflexiver Verfassung war, habe ich mich prompt eingehend gefragt, was ich eigentlich zu Hause gelernt habe. Hier meine Überlegungen, hsl. in Bezug auf meine Mutter:

 

Nun, da wären abgesehen von den diversen abergläubischen, bereits in einem anderen Beitrag beschriebenen Bräuchen ein paar ganz rar gesäte Küchenweisheiten, denn ich habe mich zu Hause strikt geweigert, kochen zu lernen. Derartiges Trivialwissen hat mich einfach nicht interessiert. Unweigerlich jedoch musste ich, da meine Mutter es aber auch jedes Mal beim Kochen wiederholte, lernen, dass man Eier einsticht, bevor man sie in Essigwasser kocht (ebenso wie Blumenkohl). Dass Eischnee mit einer Prise Salz schnell schnittfest wird. Dass in die Salatsauce eine Prise Zucker kommt, und das Öl als letztes hineinmuss. Dass man Speisen ausschließlich im Uhrzeigersinn rühren darf. Dass der Kartoffelsalat mit Maggi unschlagbar gut wird (von Euch bereits extensiv angezweifelt), und dass jedes Essen, das noch keinen stimmigen Geschmack hat, mit einem Hauch von Curry oder ggf. Zucker plötzlich wunderbar schmeckt. In unserem Haushalt gab es an Gewürzen nur Salz, Pfeffer, Curry, Paprika (für Gulasch) und Muskatnuss. Dass ich Muskatnuss hasse, habe ich erst nach Ewigkeiten bemerkt. Ich dachte immer, es seien die damit gewürzten Gemüsesorten, die so ekelhaft schmeckten. Seit ich die selber koche (ohne Muskat), esse ich sie alle gern. So führe ich einen muskatfreien Haushalt, so wie meine Mutter einen milchproduktfreien führt. Was gibt es bei mir zu Hause außerdem am häufigsten? Milchprodukte aller Art. Der Kühlschrank ist randvoll damit.

 

Da meine Mutter nur kurz auf der Haushaltsschule war, dann aber Modezeichnerin wurde, blieben ihr, als Tochter einer relativ lebensfrohen, gut gestellten Amerikanerin, die stets ein Dienstmädchen hatte, viele hausfrauliche Tätigkeiten ein Buch mit 7 Siegeln. Ich für meinen Teil habe mir alles selber angeeignet, mindestens 20 Kochkurse in meinem bisherigen Leben besucht und sicherlich 3x so viele Kochbücher gekauft, und bin sicher, dass ich eine Menge Dinge gemacht habe, für die sich meine Mutter stets zu schade wäre. Z.B. Nägel einschlagen, Löcher bohren, Möbel selber zusammenbauen oder gar herstellen, Wände streichen, auf Leitern klettern, Bäume stutzen, Böden fegen und nass wischen, Haare färben, Dauerwellen selber machen, Elektrogeräte bedienen, Fernseher, Videorekorder und DVD-Rekorder programmieren, PC gar nicht mitgerechnet, eine Lampe anbringen, einen Teppich knüpfen, schwere Möbel tragen, Reifen wechseln und vieles mehr. Naja, nicht unbedingt alles hausfrauliche Tätigkeiten, aber doch zum Teil.

 

Was mir noch auffällt, ist die Aversion meiner Mutter gegen Wasser, außer, um darin zu schwimmen (wobei sie hier das andere Extrem vertritt – ist sie doch eine exzellente Schwimmerin, die es sich sogar in den Kopf gesetzt hatte, den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Als gehorsames Kind ihrer Eltern hat sie dann jedoch Mitte Zwanzig den Unkenrufen nachgegeben, dass sie das nicht lebendig überstehen würde). Hier ein paar seltsame Anekdoten, was das kriegsfüßige Verhältnis zum kühlen Nass betrifft, dass mir damals eingeimpft wurde: In der Unterstufe fiel mir auf, dass das Mädchen neben mir (mit dem selben Nachnamen wie ich) so weiße Handgelenke hatte. Auf meine Frage, wieso die so weiß seien, meinte das Mädchen, das käme halt vom Waschen. Ich hatte bis dato meine Handgelenke noch niemals gewaschen. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Hatte mir ja niemand gesagt, dass man so was tut! Ferner erfuhr ich, als ich das erste Mal mit jemandem zusammen wohnte, dass man auch Jeanshosen waschen kann. Das wusste ich wirklich nicht! Meine waren noch niemals gewaschen worden, so wie Lederhosen halt. Ich fragte mich schon immer, wieso Jeans derart beliebt seien, wo ich doch fand, dass die immer so miefen. Und sogar Turnschuhe kann man waschen. Mir gingen langsam die Augen auf! Und Haare wäscht man auch nicht nur alle 7 Wochen! Man hatte mich immer um meine schönen, sehr langen, seidig glänzenden Haare beneidet. Die waren sicher so gesund und glänzend, weil sie so selten gewaschen wurden. Dann allerdings mit Rosmarinsud. Nun, MEIN Verhältnis zu Wasser habe ich ebenfalls schon in einem anderen Beitrag gewürdigt. Die Tagesablaufliste, wo in jeder 4. Zeile Händewaschen drin steht.

 

Ansonsten habe ich einen enormen, vielsprachigen Wortschatz von zu Hause mitgenommen. Erstens durch die multinationale Herkunft des mütterlichen Zweiges meiner Familie (Mutter Schweizerin, Opa Italiener, Oma Amerikanerin, in der Familie eine indische Prinzessin und ein ungarischer Graf – Vater hingegen deutsch, seine Eltern deutsch, alle „reinrassige Arier“). Zweitens durch die Lesegewohnheiten meiner Eltern. Täglich mindestens 5 Stunden. Inzwischen, seit sie in Rente sind, so etwa 10 Stunden. (Wohin das bei mir geführt hat, ist Euch ja bekannt). Auffällig ist aber der Gebrauch von Wörtern jiddischen Ursprungs mit negativem Touch: Schickse (in M. Ibrahim heute wieder gehört, drum fiel mir das auf), meschugge, Kaff, Schlamassel, Ramsch, kapores gehen, schofel, Bammel haben, red keinen Stuss! So ein Schmonzes. Immerhin hatte ich auch ab und zu „Massel“, besonders wenn ich mit der passenden „Kluft“ (in unserer Familie: das „Klüft“) angetan war. Finde ich seltsam, denn es gab gar meines Wissens keine Juden in meiner Familie.

 

Interessant waren auch stets die Sprüche meines Italien-Opas. Er war ein Wort-Jongleur, ganz eindeutig ein Sprachtalent mit jeder Menge schlauer Gedanken. Meine Mutter hat dafür gesorgt, dass seine Wortspielereien uns allen dreien in Fleisch und Blut übergingen. Den Rest der cremonesischen Ausdrücke (bereits im Aufsatz in der Grundschule bekam ich wegen meiner unwissentlich hingeschriebenen Bemerkung, das überfütterte Meerschweinchen säße in der „Benassa“ = im Überfluss, von ben’essere = es sich wohlergehen lassen, wie ich Jahrzehnte später erfuhr - einen Ausdrucksfehler angekreidet) und quergedachten Spitzfindigkeiten (z.B.: „Mit der Geschwindigkeit des Blitzableiters“ oder „pfeilkrumm“) hat natürlich meine 3-jährige Studienzeit verfestigt, während der ich bei meinen Großeltern wohnte. Aber die Hüterin der Redensarten, dieser und aller anderer, die mir tagtäglich den Kopf füllen, ist meine Mutter. Dieses Erbe empfinde ich als rein positiv, es bereitet mir Freude. Und während des Studiums wurde ich vom Dozenten für Essay verdächtigt, ein idiomatisches Wörterbuch irgendwo heimlich einzuschmuggeln. Da es nie gefunden werden konnte, stand schließlich fest, ich müsse es wohl verschluckt haben. Nun, steter Tropfen höhlt den Stein. Und zu Hause tropften diese Sprüche unermüdlich. Und mit der großväterlichen Weisheit, dass Kolumbus Amerika nur entdecken konnte, weil er Sauerkraut geladen hatte, hat inzwischen bereits mein Jüngster in der 4. Klasse brilliert.

 

Ein Problem dieser Wortkreationen und Vielsprachigkeit ist natürlich, dass ich häufig an mir selber zweifle, denn: gibt es diesen Ausdruck jetzt wirklich auf Deutsch, oder nur in unserer Familie? Oder handelt es ich um eine wörtliche Übersetzung aus einer der in meiner Familie geläufigen Sprachen? Meine Mutter bietet ja auch noch die Möglichkeit, dass der Ausdruck gar nicht deutsch ist, sondern schwyzerdütsch. Tja. Man hört zwar nichts von dieser Halskrankheit bei ihr außer einem vorne gerollten R (weshalb man auch bei mir immer wieder argwöhnt, dass ich Ausländerin sei, zumal ich nicht deutsch im klassischen Sinne wirke), aber die Satzstruktur und manche der Wörter – die kommen von dort. Ein familieninterner Jargon, nix für Puristen! Kein Kauderwelsch, kein Texmex, sondern ein Italoameridütsch. Diesem Fass schlage ich dann noch mit meiner 8-Sprachigkeit die Krone ins Gesicht.

 

Dem geneigten Publikum, das mir bis hier folgen konnte und wollte droht übrigens irgendwann mal eine Fortsetzung. So schnell sind meine Wurzeln noch nicht freigelegt…

 

 

Kleine Unterschiede

Montag, 24. November 2008

 

Beim Essen Vorbereiten habe ich vorhin folgendes für Euch ausgebrütet:

 

"Was unterscheidet eigentlich Mensch und Tier?

 

Tja, diese Frage haben wir mal erschöpfend in der Schule behandelt. Es ist aber, wie so oft, nicht mehr so wahnsinnig viel im Gedächtnis verblieben, das war im Religionsunterricht fast immer so. Naja, man kann zum Beispiel folgendes nennen, abgesehen davon, dass sie, wie behauptet wurde, keine Seele haben (schaut mal in die Augen eines Hundes, das kann doch gar nicht stimmen!):

 

- Tiere können nicht lachen

- Tiere können nicht weinen

- Tiere können nicht sprechen, was ich bei einigen Tieren aber als widerlegt sehe

- angeblich können sie auch nicht denken, wobei ich mir da auch nicht so sicher bin

- Tiere töten und essen nicht mehr, als sie benötigen

- Tiere benützen keine Werkzeuge (außer manche Affen und auch sonst gibt es einige Fälle im Tierreich, wo durchaus z.B. Steine verwendet werden, um hart ummantelte Nahrungsmittel aufzuknacken)

 

Es gibt noch andere Unterscheidungsmerkmale, aber momentan fallen die mir grade nicht ein.

 

Nun, das mit den Werkzeugen jedenfalls hat mich heute mal als Mensch ausgezeichnet. Wie Ihr wisst, habe ich ja einen bandagierten Finger, und den wollte ich nur ungern in die Fleischpampe eintauchen, um diese zu mischen und daraus Fleischbällchen zu formen. Deshalb habe ich den „Teig“ lieber mit einer Gabel vermischt und die Fleischklößchen mit 2 Löffeln geformt, was dem ganzen einen recht seltsamen Anblick verpasste. Besonders nach dem Braten, so eine Art ausgefranste Fladen sind es geworden. Fleischbällchen sind übrigens ein Gericht, das L. liebt, das R. aber links liegen lässt. Für ihn habe ich also einen Salat aus grünen Bohnen, extra sauer, (natürlich mit Hilfe von Werkzeug) zusammengestellt. (L. mag den leider üblicherweise nicht).

 

Nun, was unterscheidet denn das Kind vom Erwachsenen?

 

- es lacht aus unerfindlichen Gründen

- es weint aus unerfindlichen Gründen

- es spricht immer dann, wenn es nicht soll

- manchmal kann es besser denken als der Erwachsene, manchmal aber auch gar nicht

- es benützt Werkzeuge häufig zu völlig anderen Dingen als sie gedacht sind

- es tötet nicht und isst meistens mehr von dem, was für es nicht gut ist, und viel zu wenig, von dem, was ihm zuträglich wäre.

 

Tja, in diesem Fall, wie ich schon befürchtet hatte, war wohl die Form der Fleischklößchen dran schuld und die Extrasäure im Salat. Hoffnungslos!

 

Was unterscheidet nun die Mutter vom Tier?

 

- Galgenhumor ist ihr tägliches Brot

- sie weint aus unerfindlichen Gründen

- sie brüllt aus unerfindlichen Gründen, wobei hier die Verwandschaft zur Tierwelt nicht zu leugnen ist

- manchmal setzt ihr Verstand völlig aus (die Annäherung an die „anderen“ Säugetiere wird immer intensiver)

- sie benützt Werkzeuge, um wütend auf den Tisch zu hauen

- ihre Blicke können manchmal töten

 

und bei der Abgrenzung zur rasenden Wildsau, die beim Essen von Schweinefleischfladen im Löffelformat in Kannibalenmanier ihre Artgenossen verzehren würde, erkenne ich sonst keine Unterschiede mehr als in der Leibesfülle, welche bei der Wildsau geringer ist, da sie nicht alles auffrisst, was ihre Kinder übrig gelassen haben, sondern nur soviel, wie sie wirklich benötigt. Örks!"

 

 

 

Leider haben mir meine Kinder einen Strich durch die Erzählung dieses netten, erbaulichen Lehrstücks gemacht. Denn:

 

Sie haben heute tatsächlich mal selber zugelangt wie die Wahnsinnigen und alles aufgegessen, sogar noch das, was ich nicht schnell genug von meinem Teller in den Mund befördert habe.

 

Tja, in diesem Fall war wohl die Form der Fleischklößchen dran schuld und die Extrasäure im Salat. Hoffnungslos!

 

Ich gehe jetzt in die Küche und hole mir noch was aus dem Kühlschrank, bin nämlich immer noch hungrig.

 

 

PS: Wie sagte mein Mann schon immer so freundlich zu mir? "Lass das Denken! Denken ist nicht Deine Sache."

 

 

Statt am See

 

Hier bin ich hergezogen und radel durch die Straßen,

Kenn die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden!

Ich muss mal weg, die Tür schließ ich getrost.

Fahrrad bestiegen, ich fahre schnell zur Post.

Die Sonne wärmt mich, alles fliegt vorbei.

Und die Glyzinie hinter mir wird langsam klein.

Doch der Briefkasten da vorn ist für mich gemacht!

Ich weiß, der Empfänger wartet, ich schick jetzt ab!

Ich hab den Tag auf meiner Seite, ich hab schon frankiert!

Hab nachgeprüft, das Porto stimmt, damit nix passiert!

Ich strampel stetig und fahr die Straße lang,

wart an der Kreuzung, heute macht mir keiner bang!

 

Und fast am Ende der Strasse steht der Briefkasten, yeah!

Matschige Ahornblätter liegen auf dem Weg.

Ich hab 2 Kinder, meine Bücher sind schön.

Ich komm überall vorbei, brauch nicht weit zu gehen.

 

Ich suche Inspiration mit meinen kleinen Dramen,

den richtgen Wörtern und jeder kennt meinen Namen!

Alle zum Schmunzeln bringt der neue Text in meinem Blog.

Alles eintippen, dazu brauch ich keinen Block!

Ich grabe Schätze aus dem Gedächtnis und Verstand.

Die Zeit rinnt dahin, wie in der Uhr der Sand.

 

Und irgendwann werd ich vielleicht bekannt.

Und überall hängt ein Poster von mir an der Wand.

Ich lad' die alten Freunde und ihre Kinder ein.

Und alle fang'n vor Freude an zu weinen.

Wir kichern, die Kids toben und wir stoßen an.

Und feiern an einem Wochenend, wo jeder kann.

 

Und der Mond scheint hell auf mein Arbeitszimmer.

Viele beschriebne Blätter liegen da noch immer.

Ich hab 2 Kinder, meine Bücher sind schön.

Alle kommen vorbei, ich brauch nicht mehr rauszugehen.

 

Und am Ende der Straße liegt mein Arbeitszimmer.

Viele beschriebne Blätter gibts da noch immer.

Ich hab 2 Kinder, meine Bücher sind schön.

Alle kommen vorbei, ich brauch nicht mehr rauszugehen.

 

Hier bin ich hergezogen, hier wurd ich entdeckt.

Hab jetzt viel Geld, bin immer noch ganz aufgeweckt.

Meine 4 Enkel spielen lachend vor der Wii.

Sie sind so angenehm, und ich, ich liebe sie!

 

 

Alles richtig

Sonntag, 23. November 2008

 

Mein Horoskop von heute übrigens:

 

Was für Begabungen Sie auch haben und welche Sie auch in Ihrem Job verwirklichen: versuchen Sie, ein höheres Ziel zu sehen als bloß den Broterwerb. Ob es um gesellschaftliche Ziele geht, ob Sie ein spirituelles Anliegen mit Ihrer Tätigkeit verbinden, oder ob Sie mit Ihrer Arbeit einigen anderen Leuten einfach nur Entspannung und Vergnügen bereiten: Sie geben damit Ihrem Tun einen Sinn. Erst mit solcher Sinngebung entfalten sich Begabungen wirklich und wird Ihr Leben befriedigend.

 

Nun, ich glaube, ich mache hier alles richtig. Wenigstens hier!

 

Ohne Hand und Sisy-Phus

Dienstag, 17. November 2008

 

Jeden Tag wieder…

 

… aufstehen, wenn der Wecker klingelt, obwohl ich noch sooooo müde bin

… mit einem Niesanfall kämpfen, weil ich den Bademantel nicht schnell genug angezogen habe

… aufs Klo gehen

… Händewaschen

… Zähneputzen

… die Kinder wecken

… Gesicht waschen

… die Kinder wecken

… schminken

… Hände waschen

… die Kinder wecken

… Brotzeit machen und mich dabei

… über das Geschirr im Waschbecken ärgern

… Hände waschen

… R. noch mal wecken

… Bananenshake für R. machen

… Hände waschen

… R. noch mal wecken

… schnell noch das letzte Heft suchen

… die Tür zumachen, weil die immer offen bleibt

… Bananenshake in den Kühlschrank stellen, weil es zum Trinken zu spät war

… Bett machen

… Vorhang aufziehen

… R's Bett machen

… 2 Paar Socken in der Wohnung suchen

… 2 Paar Socken in das Wäschenetz bringen

… Hände waschen

… Kaffee machen und trinken

… 2 Zigaretten rauchen

… Bademantel aufhängen und "anständig" anziehen

… Spülmaschine ausräumen

… Spülmaschine einräumen

… Geschirr in die Schränke räumen

… Hände waschen

... PC einschalten und ewig warten, währenddessen

... Zigarette rauchen

... Hände waschen

… meine Emails checken

… meine Emails beantworten

... nebenbei altes Pausenbrot aus dem Kühlschrank aufessen

… Zigarette rauchen

... Hände waschen

… im Internet versumpfen

… aufs Klo gehen

… Hände waschen

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… Mittagessen machen

… schnell Zigarette rauchen, bevor Kind nach Hause kommt

… Hände waschen

… Kind hereinlassen

… Tür zumachen, weil die immer offen bleibt

… Schuhe in den Gang bringen

… Kinderjacke aufhängen

… Hände waschen

… langes Gesicht wegen des Mittagessens ertragen

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… Nein sagen, Du gehst jetzt nicht gleich zu Deinem Freund, sondern erst, wenn die Hausaufgaben gemacht sind!

… Tisch abräumen

… Spülmaschine einräumen

… Hände waschen

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… Hausaufgabenhilfestellung geben

… Nein sagen, jetzt wird nicht Ferngesehen!

… schnell Zigarette rauchen, bevor Kind nach Hause kommt

… Hände waschen

… Kind hereinlassen

… Tür zumachen, weil die immer offen bleibt

… Schuhe in den Gang bringen

… Kinderjacke aufhängen

… Hände waschen

… zweites langes Gesicht wegen des Mittagessens ertragen

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… Hausaufgabenhilfestellung geben

… Nein sagen, jetzt wird nicht Ferngesehen!

… Tür zumachen, weil die immer offen bleibt, wenn Kind zum Freund geht

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… im Internet versumpfen

… Anruf bekommen, kann ich bitte länger bleiben?

… Anruf bekommen, kann ich bitte noch länger bleiben?

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… aufs Klo gehen

… Hände waschen

… Abendessen machen

… Hände waschen

… Kind hereinlassen

… Tür zumachen, weil die immer offen bleibt

… Schuhe in den Gang bringen

… Kinderjacke aufhängen

… Hände waschen

… lange Gesichter wegen des Abendessens ertragen

… „Tischabräumdienst“ beauftragen

… Spülmaschine einräumen

… Spülmaschine anwerfen

… Hände waschen

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… „Vorhang-Zumach-Dienst“ beauftragen

… im Internet versumpfen

… Kinder ins Bett schicken

… Staubsaugen mit dem leisen Bürstsauger

... nicht gegessenes Pausenbrot aus R's Schultasche holen und in den Kühlschrank legen

… Zigarette rauchen

… aufs Klo gehen

… Hände waschen

… im Internet versumpfen

… um Mitternacht Hunger kriegen

… Reste vom Essen plus Bananenmilch vertilgen

… Geschirr im Waschbecken stapeln

… Hände waschen

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… noch mal im Internet versumpfen

… PC ausschalten und weil das ewig dauert:

… Zigarette rauchen

… Hände waschen

… Pyjama anziehen

… aufs Klo gehen

… Hände waschen

… Zähneputzen

… viel zu spät ins Bett gehen

 

Ich frage mich wirklich, ob Sisyphus eine Möglichkeit zum Händewaschen hatte!


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