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Fe
Statt am See
19.02.2024 15:10

Heute habe ich das folgende Gedicht wiedergefunden, das ich vor langer langer Zeit geschrieben habe, am 23.11.2008. Da war ich ein begeistertes, wahnsinnig aktives Mitglied von Tauschticket und habe täglich Bücher und Briefe verschickt und bekommen. Das ist heute gar nicht mehr der Fall, tatsächlich komme ich auch nicht mal mehr zum Lesen. Das hier beschriebene Postamt am Ende der Straße hat inzwischen leider geschlossen - wie so vielerorts. Der Essigbaum ist leider nicht mehr da. Radeln ist schwierig mit meinem kaputten Rücken und ohnehin bin ich nicht mal mehr in München ansässig. Mein Arbeitszimmer ist aufgelöst - ich brauche nur noch einen Laptop. … aber immer noch ist das Gedicht irgendwie so nett. Klar hat mich der Song „Haus am See“ von Peter Fox inspiriert! ... Hachz... Nostalgier...! Mir wird ganz weh ums Herz, wenn ich mich in das Feeling dieser Zeit zurückversetze. Damals war es doch auf wundersame Weise wunderbar.

 

Statt am See

Hier bin ich hergezogen und radel’ durch die Straßen,
Kenn’ die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden!
Ich muss mal weg, die Tür schließ’ ich getrost.
Fahrrad bestiegen, ich fahre schnell zur Post.
Die Sonne wärmt mich, alles fliegt vorbei.
Und die Glyzinie hinter mir wird langsam klein.

Doch der Briefkasten da vorn ist für mich gemacht!
Ich weiß, der Empfänger wartet, ich schick’ jetzt ab!
Ich hab’ den Tag auf meiner Seite, ich hab’ schon frankiert!
Hab’ nachgeprüft, das Porto stimmt, damit nix passiert!
Ich strampel’ stetig und fahr die Straße lang,
wart’ an der Kreuzung, heute macht mir keiner bang!

Und fast am Ende der Straße steht der Briefkasten, yeah!
Essigbaumblätter liegen auf dem Weg.
Ich hab’ zwei Kinder, meine Bücher sind schön.
Ich komm’ überall vorbei, brauch’ nicht weit zu gehen.

Ich suche Inspiration mit meinen kleinen Dramen,
den richt’gen Wörtern und jeder kennt meinen Namen!
Alle zum Schmunzeln bringt der neue Text in meinem Blog.
Alles eintippen, dazu brauch ich keinen Block!

Ich grabe Schätze aus dem Gedächtnis und Verstand.
Die Zeit rinnt dahin, wie in der Uhr der Sand.
Und irgendwann werd’ ich vielleicht bekannt.
Und überall hängt ein Poster von mir an der Wand.

Ich lad’ die alten Freunde und ihre Kinder ein.
Und alle fang’n vor Freude an zu weinen.
Wir kichern, die Kids toben und wir stoßen an.
Und feiern an einem Wochenend’, wo jeder kann.

Und der Mond scheint hell auf mein Arbeitszimmer.
Viele beschrieb’ne Blätter liegen da noch immer.
Ich hab’ zwei Kinder, meine Bücher sind schön.
Alle kommen vorbei, ich brauch’ nicht mehr rauszugehen.

Und am Ende der Straße liegt mein Arbeitszimmer.
Viele beschrieb’ne Blätter gibt’s da noch immer.
Ich hab’ zwei Kinder, meine Bücher sind schön.
Alle kommen vorbei, ich brauch’ nicht mehr rauszugehen.

Hier bin ich hergezogen, hier wurd’ ich entdeckt.
Hab’ jetzt viel Geld, bin immer noch ganz aufgeweckt.
Meine vier Enkel spielen mit der alten Wii.
Sie lachen aus vollem Herzen, und ich, ich liebe sie!

 

© Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.

 

A horse with no name
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