Diesen verbalästhetischen Flickenteppich habe ich mithilfe einer Reihe von Steilvorlagen in Form von Verschreibern meines neuen Handys, das bei Diktat überraschend überdrehten Ünsinn lüfert, und einigen seltsamen Gedankenkonstrukten, die mir diese Woche zuliefen, gepatchworkt. Das neue Smartphone ist eines mit integrierter KI und hält sich deswegen entweder für einen hochbegabten Underachiever, oder es kann mich schlicht und einfach nicht leiden. Es verdreht und verzwirbelt in seiner unerhörten Allgewalt über meine in Auflösung begriffene Sprachhoheit in Sekundenbruchteilen mein Diktiertes. Seine Verhörer oder Verschreiber lassen mir Augen und Ohren vergehen, und sogar die Spucke verwelkt mir da im Halse. Meine perfekt ausgefeilten sprachlichen Meisterwerke verwirft es schulterzuckend und lässte mich barfuß in den Scherbenhaufen tappen. Ich konnte anhand der übriggebliebenen, gerade noch verständlichen kleinen Bruchstücke nur noch ein Mosaik aus den buntesten Steinchen zusammenpfriemeln. Ich hoffe, es gefällt.
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An jenem Morgen, liebe Leserschaft, wurde sich Fernanda bewusst, wie großartig ihr Leben war. Dass sie eigentlich genau das Leben lebte, das sie sich wünschte. Eines, mit dem sie summa summarum total zufrieden war. Wie viele Menschen können das von sich behaupten?
Sie war ein recht experimentierfreudiger Mensch, und jeder Tag durfte bei ihr anders ablaufen als der vorhergehende. Wenn alle anderen herumhühnerten, war sie der ruhende Pol in stürmischen Gewässern. Wenn alle anderen von der Woche völlig platt waren, hatte sie die Energie, sich schwitzig zu tanzen (sie fand sich manchmal sogar so energiegeladen, als könne sie Steinmauern mit bloßer Hand einreißen).
Bei vielen ihrer Freunde fühlte sich der Alltag an, als müssten sie das Meer mit einer Bratpfanne leerschöpfen und dabei auch noch mit der Ablandigkeit der Winde kämpfen. Sie hingegen „infiltrierte“ einen Tee in ihre Lieblingstasse - wozu sie ein hellblaues Männchen verwendete, das in der Tasse saß wie einer, der gemütlich in der Badewanne entspannt (oder ein Kannibalenopfer, das verzweifelt im Kochtopf schmurgelt) und erlebte pures Glück mit ihren heißgeliebten Konsonantinnen und Vokalinnen und deren männlichen Gegenstücken (die für die dramatischen Stellen zuständig waren) in einem Buch über einen Schiffbrüchigen, dem ein Urinbeutel als Treibstofftank diente, und dem es dank der inbrünstigen Flehkraft seiner Gebete zu den Sternen gelang, die Raumzeit zu überwinden. Er landete dabei in einer Ganz-Zeit, in der er nicht nur gerettet, sondern durch die Quantengenesis sogar vollständig von seinen Verletzungen durch einen bösen Hai genesen war. In epigenetischer Stille lösten sich seine Schmerzen vollständig auf, er war gesund und heil, als hätte dieses Abenteuer niemals stattgefunden.
Ihren Alltag hatte Fernanda völlig in den Griff gekriegt mit der Formel „Alles ist nicht das, wonach es aussieht, und nichts ist nicht das, wonach es aussieht. Alles ist das Gegenteil von dem, wie es scheint zu sein. Nichts ist das Gegenteil von dem, wie es scheint zu sein.“ Seit sie ihren Verstand mit diesen mystischen Worten auszuschalten gelernt hatte, konnte sie vollständig loslassen, konnte aufhören, die Dinge herbeizwingen zu müssen. Es fiel ihr einfach alles in den Schoß, was gerade für sie nötig war, um die nächste Klippe zu umschiffen. Diesen Worten wohnte ein heiliger Zauber inne.
Früher hatte sie quasi mit verbalem Pfeil und Bogen ihre Gladiatur durchsetzen müssen, mit Wortgewal(l)t ihr Gegenüber unter Wasser gesetzt, um zu erreichen, was sie glaubte, dass ihr zustünde, aber damit eher das Gegenteil erreicht. Da sie sehr impulsiv und leider, man kann es nicht anders sagen, oft undiplomatisch war, was manchmal recht unangenehm ankam und den derart Überrumpelten quasi „frostrierte“, hatte sie häufig ganz schlechte Karten gehabt und der Stein, den sie ins Brett des anderen setzen wollte, prallte ab und hüpfte in weiten Bögen über die Wasser ihrer Rede, um dann hilflos zu versinken, weil es dem Gesprächspartner plötzlich vergangen war, wohlwollend zu reagieren. Von Fettnäpfchen konnte sie damals etliche Lieder singen, eines krächziger als das andere.
Außerdem stand sie damals stets kurz vor dem Ausbruch – ein Schnipp, und es explodierte! Zuviel Pita nach ayurvedischer Lehre. Dagegen war sie mit ihren Kochkünsten schließlich erfolgreich angetreten, nachdem sie einmal verstanden hatte, wie die Inder mit sowas umgehen.
Und nun war alles anders. Wo sie auch ging und wandelte, unter ihren Füßen schien ihr Pfad sich in eine Blumenwiese zu verwandeln. Nie mehr trabte sie wie der Esel I-Ah aus den Winnie-Puh-Büchern unter der schwarzen Regenwolke, die den armen Vierbeiner verfolgte, wohin auch immer er sich wandte. Nein, im Gegenteil, nun brachte sie Licht und ihr inneres Leuchten in die Dunkelheit anderer Menschen. Sie hatte ein offenes Ohr und eine herzliche Art entwickelt. Man verzieh ihr ihre rasche Analyse verfahrener Situationen und war dankbar für ihre klare Benennung dessen, was im Argen lag.
Meint Ihr, das ist langsam etwas dick aufgetragen?
Ja, da habt Ihr Recht. Aber wünschen darf man es sich doch! Bereits morgens im Bett das Leben gedanklich umgestalten.
Eure Fernanda
F fair
E einmalig
R rätselhaft
N niveauvoll
A ausdrucksstark
N neidlos
D detailverliebt
A anachronistisch. Noch!!!
© Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.