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Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom?

 

Ich wollte kurz einer Freundin ein Foto schicken, weil es in unserer Unterhaltung ums Thema Unordnung ging. Und da wollte ich mal zeigen, was meine Kinder in dieser Hinsicht so drauf haben.

 

Auf der Suche nach den geeigneten Bildern habe ich – oh Wunder! - endlich den lang gesuchten Ordner gefunden, in dem sich die Originalfotos der noch nicht, oder zum Teil noch bilderlos eingestellten Bücher befinden, hurra! Also habe ich den Ordner gleich mal dahin verschoben, wohin er gehört und ihn sinnvoll benannt. Dann habe ich gleich noch all die anderen Bilder dahin verschoben, wo sie hingehören. Dabei haben sich mir noch so ca. 20 Ordner entgegengeworfen, denn diese neue Kamera sucht sich eine Bereich der Festplatte aus, um die Bilder dort abzulegen, auf den ich unter normalen Bedingungen niemals hinkomme, da ich mich so nicht einlogge. So ca. 1 ½ Stunden später stelle ich fest, dass jetzt vermutlich niemand mehr das Bild zu würdigen weiß, das ich einstellen wollte. Außerdem hab ich es auch inzwischen irgendwohin verschoben, und weiß nicht mehr wo!

 

Ich denke, ich gönne mir mal eine Zigarette und mache inzwischen im Wohnzimmer das Licht aus. Ziehe den Mantel an und gehe ins Wohnzimmer. Was sehe ich da? Mein Sohn liegt ohne Decke auf der Couch und schläft. Ich gehe, um eine Decke aus meinem Schlafzimmer zu holen.

 

Dooferweise steht dort mein zu verkaufendes Fitnessgerät mitten im Weg herum. Mir fällt ein, es steht da, weil ich es vom Schrank abgerückt habe, in dem ein Brett am Abstürzen ist, da völlig überladen. Seufzend öffne ich den Schrank und versuche, etwas Ordnung zu schaffen. Kann ich es wagen, um diese Zeit mit dem Hammer den herausgefallenen Regalhalter einzuklopfen? Ich beschließe, dass ich das ganz leise erledigen werde.

 

Der Hammer ist nicht in der Werkzeugkiste, also haben die Kinder irgendeinen Unfug damit angestellt. Auf der Suche komme ich wieder durchs Wohnzimmer, in dem mein Sohn immer noch deckenlos schläft. Der Hammer liegt auf dem Teppich, daneben 3 in Späne zerhackte Bleistifte. Wütend gehe ich in die Küche, nehme Stift und Papier und schreibe auf: morgen 10x schreiben lassen: ich darf keine Stifte zerstören.

 

In der Küche stehen eine ganze Reihe benutzer Gläser, zum Teil noch mit Getränken drin. Ich trinke 2 davon aus, bei denen ich vermute, dass noch keiner hineingespuckt hat (nicht die mit den Schlumpfmotiven!!!) und stelle alle in die Spülmaschine. Dort ist es ansonsten für die Zeit nach dem Abendessen merkwürdig leer. Das bedeutet, dass die Kinder ihren Tischabräumdienst nicht gemacht haben. Und das, obwohl wir heute abend Fisch hatten, der dann mieft!

 

Ich stürme zurück ins Wohnzimmer – klarer Fall, die Teller mit Fischhaut drauf stehen noch auf dem Tisch, sowie 3 weitere Gläser und 3 leere Kompottschüsseln. Sehr verärgert mache ich mich ans Abräumen und bemerke dabei einen riesigen Wachsfleck auf der Tischdecke. Die gewaltige rote Kerze, die eigentlich mindestens 3 Monate halten müsste und morgens noch ganz neu war, ist „bis auf die Grundmauern“ niedergebrannt. Drinnen befinden sich Beweisstücke, dass das nicht einfach auf normalem Wege bewerkstelligt wurde, sondern da liegen Reste von ca. ½ Schachtel Zündhölzer schwarz verkohlt im Wachs. Der Rest des Wachses befindet sich neben der Kerze auf dem Tischtuch! Dazu eine Schere, mit der offensichtlich Muster in das Wachs geschnitten wurde. Außerdem hat das Wachs den darunter befindlichen Pinienholztisch rot gefärbt. Ich fluche leise und gehe in die Küche, um auf dem Zettel zu notieren: morgen 15x schreiben lassen: Ich darf nicht zündeln! Dass da eine Standpauke fällig ist, kann ich mir auch so merken!

 

Die Streichhölzer in der Manteltasche gehe ich endlich auf die Terrasse und rauche eine. Die brauche ich jetzt auch!

 

Auf dem Rückweg stelle ich das Geschirr zusammen, bringe es in die Küche, räume alles in die Spülmaschine und werfe die Fischreste in den Müll. Den Beutel zugeknotet, damit es nicht so mieft, damit hinaus Richtung Mülltonne. Da liegt mir zu viel Schnee, ich hab keine Lust, nasse Hausschuhe zu bekommen. Ich stelle ihn auf den Terrassentisch und sehe den Aschenbecher. Dann rauch ich halt noch eine, verflixt noch mal!

 

Mann, ist das kalt! Halbfertig mit der Zigarette, mache ich sie lieber aus, der Mantel hilft irgendwie kaum. Gehe rein, ziehe den Mantel aus, hänge ihn an die Garderobe. Da liegen die Kinderschuhe wie Kraut und Rüben am Boden. Ich ordne die Schuhe und sehe dabei zufällig in den Spiegel. Grinse mir zu, soll ja helfen, dass man bessere Laune kriegt! Mann, ich habe nach dem Abendessen vergessen, die Zähne zu putzen! Mit einem einzelnen Schuh, dessen Pendant ich leider noch nicht gefunden habe, in der Hand marschiere ich ins Bad.

 

Mensch, wozu habe ich jetzt den Schuh mitgenommen? Egal, stelle ihn auf den Boden, wasche mir die Hände, putze die Zähne. Dabei läuft mir Wasser in den Kragen. Ich ziehe den Pulli aus und bibbere mich zurück ins Schlafzimmer. Da steht immer noch die Schranktür offen, weil ich das Brett befestigen wollte. Egal, jetzt ist es wirklich zu spät, und ich habe keine Lust mehr! Ich schließe die Schranktür, schiebe das Fitnessgerät davor. Irgendwas hatte ich hier doch sowieso noch gewollt? Ach so, die Decke für mein Kind. Ich nehme die Decke, gehe ins Wohnzimmer und decke den Kleinen zu. Da sehe ich den Hammer immer noch am Boden liegen. Nein, ich werde jetzt den Dreck nicht auch noch wegmachen! Aber der Hammer muss weg, sonst fällt ihnen morgen früh wieder so ein Blödsinn ein!

 

Ich bringe den Hammer zum Werkzeugkasten, der neben dem Kühlschrank (unser 2.) vor dem Badezimmer steht, und denke mir, eigentlich sollte ich mal die Puddinge von da in den Küchenkühlschrank umquartieren, sonst gehen die noch kaputt, weil man nie dran denkt, dass sie da drin sind. Beim Rückweg von der Küche fällt mir auf, dass im Gang noch das Licht brennt. Am Lichtschalter erinnere ich mich dann, dass ich ja beim Schuhesortieren war und einen Schuh ins Bad gebracht hatte. Ich gehe zurück ins Bad, um den Schuh wieder zu holen, da fällt mir auf, warum es mich so fürchterlich friert, da liegt nämlich mein nasser Pullover. Ich gehe, den Schuh in der Hand, das Licht im Bad ausgemacht, ins Schlafzimmer und ziehe einen anderen Pullover an. Dann mache ich das Licht aus, gehe zurück zum Arbeitszimmer, weil mir eingefallen ist, dass ich ja eigentlich weder im Lustisch, noch in der Arche Bescheid gesagt hatte, dass ich jetzt wieder das RL vorgehen lasse. Neben dem Arbeitszimmer ist der Gang, da ist das Licht an und ein Schuh fehlt.

 

Ich mache mal lieber das Licht aus und tappse zurück ins Bad, Licht an: Da ist der Schuh aber nicht. Mir fällt ein, dass ich damit im Schlafzimmer war. Bingo. Ich nehme den Schuh, mache das Licht wieder aus, da fällt mir ein, ich muss den Wecker ausschalten für morgen. Das mache ich im Dunkeln. Wenn nur das blöde Fitnessgerät nicht wäre! Da der Schuh in der Hand beim Durchs-Zimmer-Tasten sehr unpraktisch ist, lege ich ihn ab, schalte meinen Radiowecker mit viel Fingerspitzengefühl im Stockfinsteren um, taste mich wieder hinaus, durch die im Dunkeln liegende Wohnung ins Arbeitszimmer, wohin das matte Licht des Bildschirms mich leitet. Licht an. Hinsetzen, durchschnaufen.

 

In meinem Tagebuch könnte ich auch mal wieder was schreiben!

 

Ich schreibe einfach mal auf, was ich gerade getan hab... Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich irgendwas noch nicht ganz erledigt habe. Ich gehe jetzt mal in den Gang und hole meinen Mantel, dann auf die Terrasse, eine rauchen, da wird es mir dann schon wieder einfallen…

 

 

 

Bin ich Krösus?

 

1)       Beim Nachmittagsnickerchen im Wasserbett erwachte ich mit einem nassen Fleck am Rücken. Grund dafür war eine Nähnadel, die senkrecht im Wasserbett steckte. Eine inquisitionsähnliche Suche nach dem Urheber verlief ergebnislos. Eine langwierige Suche nach dem mit dem Wasserbett mitgelieferten Reparaturkit ebenfalls. Ob der Reparaturflicken des Planschbeckens in einer äußerst poppigen Farbe dafür geeignet ist, wird sich morgen Nacht zeigen. Diese Nacht schlafe ich im Bett meines Kindes und das Kind auf dem Sofa, da der Flicken 24 Stunden trocknen muss. Wie lange die Matratzenauflage trocknen muss, weiß ich noch nicht. Das wird sich auch morgen Nacht zeigen. Den Reparaturhinweisen konnte ich leider nicht Folge leisten, da das „Planschbecken“ zunächst komplett zu entleeren und die Luft herauszulassen sei, und nach Aufbringen des Flickens ein möglichst schweres Buch aufzulegen sei. Das könnte ich danach garantiert nicht mehr zum Nachschlagen verwenden.. Aus Löchern in Wasserbetten quillt nämlich Wasser.

 

2)       Ich habe beschlossen, mal wieder weniger zu rauchen. Im übrigen passen mir 3 Hosen bereits nicht mehr. Die hatte ich diesen Herbst gekauft, weil mir die vom letzten Frühling nicht mehr gepasst haben. Ich glaube, ich muss eine neue anschaffen. Aber in dieser Größe möchte ich eigentlich keine Kleidungsstücke haben. Ach ja, die Schokolade ist fast alle!

 

3)       Die Ärztin hat mich freigesprochen von Ursachen für meine Beschwerden. Trotzdem soll ich zu meiner eigenen Beruhigung noch zum Kardiologen. Die Ärztin ist sicher schon gespannt, mit was ich als nächstes daherkomme.

 

4)       Aufgrund von Punkt 3 habe ich Punkt 2 nicht ganz so ernst genommen. Aber ich habe im Lauf des Tages bereits weniger geraucht. Einschließlich des Abends statt einer Schachtel heute nur eine Schachtel.

 

5)       Der Aufenthalt eines angehenden Teenagers in der Wohnung führt offenbar zu einem ununterbrochen besetzten Telefon. Falls Ihr mich erreichen wollt, schickt lieber eine Mail.

 

6)       Der Aufenthalt eines angehenden Teenagers in der Wohnung erhöht offenbar außerdem den Stromverbrauch um geschätzte 700 %. Wenigstens habe ich mindestens 75 Kalorien verbraucht beim Ausschalten überflüssiger Lichtquellen und Mir-den-Mund-fransig-Reden.

 

7)       Der Einkauf von gelben Rüben führte dank meiner Unbeherrschtheit bei den Sonderaktionen zu einer Zahlung von knapp 80 Euro.

 

8)       Der Einkauf eines Adventskalenders in einem Internetshop insgesamt zu einer Rechnung in Höhe von mehr als 90 Euro.

 

9)       Es ist mir gelungen, einen (von den Kindern) lang ersehnten Artikel zu einem einigermaßen erträglichen Preis zu ersteigern, naja incl. Porto nur 35 Euro statt neu 49,99. Es handelt sich um einen Ersatzartikel für denjenigen, wegen dem ich seit Monaten nix als Ärger habe, weil er nicht funktioniert und der Verkäufer keine Rückgabe ermöglichen will. 41 Euro in den Sand gesetzt. Betet für mich, dass das Spiel diesmal funktioniert! Und bestätigt mir bitte, dass 35 plus 41 kleiner als 49,99 ist.

 

10)   Seit 3 Wochen will ich zu einer preiswerteren KFZ-Versicherung wechseln und muss dazu Vergleiche anstellen, außerdem muss ich die Steuererklärung endlich machen. Erstattung und so. Kann mich vielleicht mal jemand ein bisschen motivieren?

 

11)   Mein mir selber gegönntes Weihnachtsgeschenk ist heute bereits angekommen – Staffel 1 und 2 von „Arme Millionäre“. Wenn ich so weiter mache wie heute, ist das gutes Anschauungsmaterial für die Zukunft.

 

 

Ein ganz normaler Tag in meinem Leben. Heute: Wie fülle ich eine Druckerpatrone auf?

Copyright: Manuela Hoffmann-Maleki

 

 

Man nehme: eine fast leere Druckerpatrone, ein paar Plastikhandschuhe, die Nachfülltinte in einer dicken Spritze, ein Set Spritzennadeln.

 

Aller Anfang ist leicht! Von der Tintenpatrone das Etikett halb abziehen, die Tintenspritze (2teilig) zusammenbauen, die Kappe von der Spritzennadel abnehmen. Upps, da läuft schon Tinte aus! Handschuhe anziehen! Äh, naja, über einen dick bandagierten kleinen Finger geht der Handschuh nicht. Macht nix, ich schneide den Finger ab. Am Handschuh versteht sich, nicht an der Hand. Upps, da ist ja inzwischen noch viel mehr Tinte ausgelaufen!

 

Man nehme also zusätzlich: 2 Blatt Küchenpapier. Mit dem ersten wische man die Tinte weg und lege die Spritze und die Kartusche auf das 2. Blatt. Oh, Gott, die Handschuhe sind schon ganz schwarz! Abwaschen. Ein Blatt Küchenpapier zum Abtrocknen. Upps – doch nicht gleich die halbe Rolle! Verfl…

 

OK, ganz ruhig. Jetzt die Spritzennadel in die Öffnung an der Kartuschenoberseite einführen und mit leichtem Druck befüllen.

 

Hmmm. Leichter Druck funktioniert nicht. Dann drücken wir halt ein bisschen fester! Oh Shit! Die Nadel ist abgegangen, alles voll Tinte! Man nehme die am Boden liegende Küchenrolle und versuche, die Tinte zu beseitigen…

 

Spritzennadel wieder aufsetzen, ein neuer Versuch. Herrschaftseiten! Was ist denn hier los! Weiteres Küchenpapier. Die Spritzennadel abwaschen. Ohje, kein Wunder, oben am Eingang der Spritzenadel sitzt eine Metallkugel in der Plastikhülse. Wie kriegt man die raus? Genau. Man nehme ein spitzes Messer und … schwupp, schneide sich fast in die Hand. Das geht nicht. Gut, dann halt einen von den dünnen Rouladenspießen. Verd….! Auaaaaaa!!!! So ein dünner Plastikhandschuh hält irgendwie nicht viel aus! Wenn ich jetzt ein Pflaster hole, schmiere ich alles voll. Lass es bluten.

 

Ich schaue mir die Spritzennadeln an, einige haben Kugeln drin, andere nicht. Warum nehme ich also nicht einfach eine ohne Kugel.

 

Schön gleichmäßig drücken!

 

Es rührt sich nix.

 

Doch! Verd….! Schon wieder alles daneben! Es liegt an der Spritze, stelle ich fest. Irgendwie lässt sich der Druckbolzen kaum bewegen.

 

Man nehme also diesmal einen leeren Joghurtbecher (ausgewaschen und trocken) aus dem Müll, mit Gewalt kriege ich etwas Tinte hinein, im Hinterkopf habe ich die Spritze, die die Kinderärztin den Kindern zum Spielen gegeben hat, mit der werde ich die Tinte dann aufsaugen und mit dieser Spritze einfüllen, da sie leichtgängig ist.

 

Geht recht gut!

 

SCHEI………..!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Da kam plötzlich alles auf einmal raus! Handschuhe runter, ins Bad rennen, Blick in den Spiegel sagt: sehe aus wie ein Leopard. Ein halber Hektoliter Wasser sorgt schließlich für ein etwas annehmbareres Aussehen. Man nehme: Abdeckcreme, Crememake-Up, Augenringstift, Puder. Und einen frischen Pulli. Den Rest waschen vielleicht die Verzweiflungstränen weg? Es ist immerhin ausreichend Zeit für ein Pflaster für meine „Stichwunde“.

 

Man nehme… Quatsch. Man suche. Suche. Suche.

Suche.

Suche.

Suche.

 

Ha! Gefunden, die Kinderspritze. Alles wird gut. Ich ziehe die im Joghurtbecher befindliche Tinte in der Spritze auf, setze die Nadel auf. Spritze die Tinte in die Kartusche. Klappt doch wunderbar!

 

Mit ca. 15 Blatt Küchenpapier ist auch die Schweinerei beseitigt. Äh, naja, hab vergessen, die Handschuhe wieder anzuziehen…

 

Was sagt der Drucker nun mit dem neuen Innenleben? Freudig beobachte ich den Bildschirm mit dem Hauptmenü.

 

Er sagt:

 

„Keine schwarze Druckerpatrone erkannt. Bitte setzen Sie eine Druckerpatrone ein.“

 

Seufz. Drucker aus. Drucker an.

 

Selbe Meldung.

 

Drucker aus. Drucker an. Patrone raus, wieder rein. Drucker aus. Drucker an. Drucker aus. PC herunterfahren, PC wieder hochfahren. Drucker ein. Keine schwarze Druckerpatrone erkannt. KREISCH! HEUL! MIT DER FAUST AUF DEN TISCH HAU! AUAAAAAAA!!!

 

Man nehme: die teuer gekaufte Originaldruckerpatrone, die man sich für den alleräußersten Notfall aufheben wollte, weil sie nur 5 Euro weniger kostet als der Drucker. Setze sie ein und ärgere sich schon im Vorfeld ein bisschen über die Fehlermeldung, die gleich erscheinen wird.

 

He? Hallo, ich warte! Wo bleibt die Fehlermeldung??? Wirst doch nicht etwa funktionieren wollen, blöder dämlicher mieser elender Drucker???

 

Er druckt. Lieb und nett und tadellos.

 

Jetzt will ich es aber wissen. Man nehme: die nachgefüllte Tintenpatrone. Setze ein. Warte auf die Fehlermeldung. Wartwartwart… ???? Dann versuch ich halt, ob er druckt.

 

BINGO! Er tut. Schön sieht das aus, so satte schwarze Buchstaben. Man muss nicht mehr raten, braucht keine Lupe, die Streifen sind alle weg.

 

Was mach ich jetzt mit der teuer gekauften neuen schwarzen Tintenpatrone? Ich klebe sie zu, versuche, den Alubeutel so hermetisch wie möglich zu verschließen. Packe sie wieder weg. Meine Nerven!

 

Naja, ansonsten, wenn man weiß wie, geht es doch wirklich einfach!

 

So, jetzt drucke ich ein paar Seiten.

 

Was ist denn das für eine Meldung?

 

„Farbtintenpatrone: Der Tintenstand ist niedrig (3%). Tintenpatrone bestellen?“

 

Ach ja, nächstes Mal erzähl ich Euch, wie einfach es ist, ein paar schöne, halbkreisförmige Verzierungen an der Tischkante anzubringen. Weiß jemand übrigens einen guten Zahnarzt?

 

 

 

Im Labyrinth der Wörter gefangen

 

Im Anfang war das Wort. Und das Wort war Mama. Bei den meisten jedenfalls. Bei meinem ersten Sohn war es Auto. Aber davon sollte hier gar nicht die Rede sein. Wörter folgen einer Struktur, sonst bleiben sie bedeutungslos. Aber wie bringt man Struktur in ein zerrissenes Leben, in eine zerrissene Welt? In meinem Inneren ist alles durcheinander, auf Dauer, um mich herum ist das Chaos augenscheinlich. Überall liegen die Stapel – von Büchern, von Papieren, von Kleidern – bei meinen Kindern ist es nicht anders – da liegen die Stapel von Bastelsachen – alles angefangen, nichts fertig gemacht, Legosteine durch die halbe Wohnung verstreut, Spielzeuge, wo man geht und steht, Schulbücher und Hefte, Stifte… Bin ich die allein erziehende Mutter? Oder habe ich zwei allein erziehende Kinder?

 

Wo fang ich an – wo geh ich hin, was will ich berichten, was nicht? Worum soll es gehen? Ich lasse mich treiben. Leere meinen Kopf, wir werden sehen, wohin die Reise geht.

 

Mein Kopf ist jedoch nicht so leicht zu leeren, in ihm wirbeln ständig Wortfetzen, Bruchstücke von Liedern, kleine Binsenwahrheiten, mit der Muttermilch aufgesogen. Reime, hausgemacht. Werbesprüche, von jedem Schild abgelesen, an dem ich vorbeifahre. Irgendwann haben meine Eltern wohl mit mir das Spiel angefangen, dass ich alles, was ich am Straßenrand sehe, vorlesen soll. Wahrscheinlich, um mich zu beschäftigen, damit ich mich auf langen Fahrten nicht langweile? Wohl auch, damit ich besser lesen lerne. Das ist nun nicht mehr nötig. Aber ich kann nicht damit aufhören. Gehirnüberfrachtung. Alles überschwemmt. Wörter, Wörter, Wörter…

 

Die wollen heraus. Aber sie sind ungeordnet. Es gibt keinen Anfang, es gibt kein Ende. Und doch - wenn man anfängt, wird es schon weitergehen!

 

Ich stürze mich todesmutig ins kalte Wasser. Ich möchte am liebsten sofort wieder heraus. Es ist scheußlich kalt. Aber wenn ich eine Weile durchhalte, wird es mir ganz angenehm vorkommen. Und vielleicht komme ich noch auf die Idee, bis zur Insel hinüberzuschwimmen, von der da drüben grüne Baumwipfel herüberwinken. Komm doch, schau nach, ob es Dir bei uns gefällt! scheinen sie zu wispern. Ich pruste. Ich schwimme, erst hektisch, dann immer ruhiger. Es wird schon wärmer, ist nicht mehr so schlimm, nicht mehr so eisig. Die anderen schwimmen ja auch. Einige jubeln, andere lachen, Kinder quietschen, am Ufer spielen sie Ball im Wasser, bis zu den Waden stehen sie im Modder, der See ist ziemlich schlammig.

 

An der Oberfläche treiben pusteblumenähnliche Fallschirmchen mit Samen dran. Aus jedem kann ein Bäumchen werden. Wenn es auf fruchtbaren Boden gelangt. Wenn man es lässt. So sieht es aus mit meinen Gedanken. Sie treiben auf der Oberfläche meines inneren Sees, auf dem ich nun entschlossen, nicht schnell, aber stetig dahin schwimme. Diese Gedanken werden jetzt hier keine Möglichkeit finden, zu wurzeln. Ich schiebe sie im Wasser mit meinen Schwimmbewegungen bei Seite. Noch ist auch kein lästiges Insekt in Sicht, das mir einen bösartigen Stich verpassen möchte. Warum eigentlich sage ich noch? Es ist doch alles gut, das Wasser wird wärmer. Es fühlt sich fast an wie lauwarmes Öl. Ich gewinne an Sicherheit und fühle mich langsam in meinem Element. Stammt der Mensch vom Delfin ab? Ich glaube es manchmal. Wasser ist jedenfalls ein Element, das zu mir passt.

 

Als ich klein war, hatten wir einen Swimmingpool, d.h. meine Eltern haben ihn noch immer. Ich war täglich im Wasser, solange Wasser im Pool war. Allerdings war dies auch in einem Winter der Fall. In dem Winter sind wir auf dem Eis Schlittschuh gelaufen. Das hat großen Spaß gemacht. Aber mein Vater hat dann beschlossen, das nie wieder zu machen, anscheinend hat das Eis den Rand des Schwimmbeckens beschädigt, er hatte Mühe, diesen wieder in Stand zu setzen.

 

Meine Spezialität war, ins Wasser zu springen - bis direkt auf den Grund hinunter, am Grund ganz flach, quasi mit dem Bauch am Boden streifend, bis zur anderen Seite zu tauchen, und dann an der Wand wieder hochzukommen. Oft habe ich auch unter Wasser umgedreht und bin wieder zurück geschwommen. Manchmal habe ich dabei irgendetwas anders gemacht als sonst und das führte zu einem ekligen Schmerz in den Ohren. Aber als Kind habe ich das gut verkraftet. Das Schlimme an dem Schwimmbecken war nur, dass ich mir beim Herausklettern immer die Ellbogen aufgeschürft habe. Na ja, es hätte ja auch eine Leiter gegeben, aber die war halt nicht an der Stelle, wo ich gerne hinauskletterte. Meine geschundenen Ellbogen waren mir immer unangenehm. Meine Cousine sagte mal, das hässlichste Körperteil bei den Menschen seien ihres Erachtens die Ellbogen. Ich habe das natürlich auf meine bezogen.

 

Nun, darüber bin ich inzwischen längst hinweg. Es gab damals noch eine ganze Menge anderer Dinge an meinem Körper, mit denen ich nicht direkt einverstanden bin. Aber das ist mir inzwischen nicht mehr wichtig. In meinem Alter sind manche schon Oma. Vielleicht sollte ich mal nach einem lila Hut Ausschau halten, mit dem ich meine Rebellion zur Schau tragen könnte. Zum Zeichen, dass es mir nicht mehr drauf ankommt, was die anderen über mich denken. Eigentlich sollte man rechtzeitig an diesen Punkt kommen, jedenfalls unbedingt bevor man so alt ist, dass man sein ganzes Leben in Abhängigkeit von den Meinungen der anderen vergeudet hat. Ich bin auf dem Weg. Zu meinem Pech habe ich aber kein Hutgesicht.

 

Heute erfuhr ich im Rahmen eines Kurzfilms, dass Hüte gut sind, wenn man eine Brille anhat und es regnet. Eine Brille habe ich aber auch noch nicht. Ich glaube, für mich ist der Hut doch nicht das Richtige!

 

Wie komme ich jetzt von meinem Schwimmprojekt zum lila Hut? Da wäre ja noch eher eine Bademütze angebracht. Aber das ist etwas, das ich schon immer total gehasst habe… Als Kind hatte ich eine, die war hellblau mit hellblauen Plastikblumen, die drauf montiert waren, in der Mitte waren sie rosa. Schaurig eigentlich. So was werde ich bestimmt nie mehr anziehen. Lieber werde ich völlig nass. Ist doch egal.

 

Und das vom Schwimmprojekt zum lila Hut kommen ist außerdem eine weitere Spezialität von mir. Assoziationen. Fäden weiterverfolgen, Maschen fallen lassen. Fäden nicht wieder finden. Luftdurchlässige Gespinste. Wörter, die Gedanken einkleiden, aber auch Wörter, um der Schönheit der Wörter willen. Solche wie schweben, quellen, gluckern, friedlich, Xylophon, Titicacasee, verrucht, Weihrauch, verschmitzt. Solche, die mit einen harten, satten „Klack“ aus dem Munde purzeln, solche mit schweren Aufprall, andere mit weichem harmonischen Schwingen. Meine Leidenschaft ist das Sammeln von Wörtern, in der eigenen, wie in der fremden Sprache. Das Sammeln von Sprachen, von fremden Gedanken, von Klangfarben, von Sprachmelodien. Von Fernweh, Horizonten. Meine Realität ist das Erschaffen von Hindernissen, deren Bewältigung, täglich wieder und wieder. Ein Leben, in dem Sprache nur ein Mittel zum Zweck ist. In dem der Ton der Stimme ein hässliches, schmutziges Gelbgrün annimmt. In dem die Wörter scharfkantig und rechtwinklig auf einer stark gekrümmten Flugbahn herausgeschleudert werden. Ein Leben, in das ich nicht gehöre. Denn ich bin dunkellila und habe keine Ränder. – Nein, ein lila Hut würde nicht zu mir passen. Er würde keinem auffallen – weder positiv noch negativ.

http://www.marabus-poststation.de/Sinnlich/sinnlich24.htm

 

 

 


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